Helsinki ohne „Finnisch“!

■ „Make a Video“: Bremer Beitrag in europäischem Schulwettbewerb auf 3. Bundesplatz

„Glückwunsch, gut gemacht!“ lobte Bildungssenator Henning Scherf letzte Woche in der Landesbildstelle die bremischen PreisträgerInnen des europäischen Schulwettbewerbs „Make a Video“. 21 Beiträge aller Klassenstufen aus Bremen und Bremerhaven waren ins Rennen gegangen.

Um die prämierten Videos auf großer Leinwand zu sehen, drängten sich die Jugendlichen im überfüllten Saal. „Gespensterstunde auf Schloß Gruselstein“, „Verdammt, ich krieg dich“ (nach der Ich-lieb'-Dich-Melodie), „Vidiotie“ und „Finnisch“ — so heißen nur einige Titel der SchülerInnenvideos, über die das jugendliche Publikum eine Stunde lang kicherte und lachte.

Ganz schön abwechslungsreich war die Auswahl: Vom Trickfilm mit den quietschenden Schmusetierchen, von denen eins am Ende ums Leben kommt (zum mitfühlenden Bedauern der Jüngsten im Publikum) über das Experimentalvideo in Schieflage bis zum ätzenden Schulalltag als Music-Clip war alles vertreten.

Wenn Jugendliche bei der Programmgestaltung im Fernsehen etwas zu sagen hätten, würde es da ganz schön schrill zugehen; das zeigten die Videos. Aber danach fragte Rüdiger Hoffman, Radio Bremens Programmdirektor und Preisverleiher, sicherheitshalber nicht. — Schon seine Anfrage, wer von den PreisträgerInnen denn später mal zum Fernsehen wolle, brachte ihm eine ellenlange Namensliste potentieller Nachwuchskräfte ein.

Die vierköpfige Jury, in der Radio Bremen, das Kommunale Kino, das Lidice-Haus, das Cinema und zwei SchülerInnen vertreten waren, muß es schwer gehabt haben. Die Publikums-Reaktionen am Mittwoch jedenfalls machten nicht viel Unterschied. „Voll geil!“ attestierten die Kids den meisten Streifen und forderten: „Noch ein Film“, als alles schon gelaufen war.

Das Reportage-Video „Finnisch“ vom Schulverbund Lesum machte den ersten Preis. In ihm geht es um einen Schulskandal: Ein „schülerInnenfreies“ LehrerInnenzimmer sollte eingerichtet werden. Daß die Machart des Films — erfundene Untertitel zu dokumentarischen Bildern — nicht ganz unumstritten war, deutete Bildungssenator Henning Scherf an: Im Video liege „eine pädagogische Herausforderung“ an das Kollegium.

Finnisch, der 1. Preis der Bremer Jury, hat auf der Bundesliste den 3. Platz erreicht. Daß er trotzdem nicht nach Helsinki darf, wo der beste europäische Beitrag prämiert wird, ist richtig schade: Wo das Video doch FINNISCH heißt!

ede