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Reales Leben im Theater

■ Skinheads störten als Zuschauer Aufführung von „Clockwork Orange“ in der Volksbühne/ Schauspieler wehrten sich

Berlin. Eine Gruppe von rund 15 Skinheads sorgte am vergangenen Freitag abend in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz für Aufruhr. Als Zuschauer des Stückes „Clockwork Orange“ quatschte die Gruppe so laut dazwischen, daß sie von den Schauspielern schließlich aus dem Saal geworfen wurde. Bei einer Rangelei im Theaterfoyer gingen einige Fenster zu Bruch. Die Aufführung wurde nach kurzer Unterbrechung – ohne die Skinheads – fortgesetzt.

„Clockwork Orange“ von Antony Burgess in der Regie von Frank Castorf läuft erst seit Donnerstag in der Volksbühne. Das Stück, nach dem Stanley Kubrick den gleichnamigen Kultfilm drehte, handelt von Jugendlichen, die Gewalt geradezu genüßlich zelebrieren. Nach Angaben von Volksbühnen-Pressesprecherin Kirsten Hehmeyer war die Vorstellung am Freitag ausverkauft. Die 15 Skinheads hatten Karten für den Rang und saßen dort wie die „Droogs“ – die Jugendbande im Stück – mit weißer Unterwäsche und Melone bekleidet nebeneinander und feuerten die Schauspieler zu mehr Brutalität an.

„Sie griffen Stichworte von der Bühne auf, kommentierten diese und riefen laut dazwischen“, erinnert sich Hehmeyer. Drei oder vier der Gruppe hätten sich besonders hervorgetan – so lange, bis der Schauspielerin Silvia Rieger der Kragen geplatzt sei. In ihrem weißen kurzen Brautspitzenkleid sei sie kurzerhand nach oben auf den Rang gestürmt, hätte einige der Störer gepackt und hinauskomplementiert. Riegers schwarzbefrackter Bühnenpartner, der den Bräutigam spielte, habe der beherzten Braut tatkräftigen Beistand geleistet. Beim Hinausdrängen ins Foyer hätte drei oder vier Skinheads ein paar Scheiben eingetreten. Die Pressesprecherin legt Wert auf die Feststellung, daß sich einige der Skinheads danach „förmlich für das Verhalten aller entschuldigt“ hätten und die Gruppe anstandslos das Theater verlassen habe.

Die Zuschauer hätten sehr unterschiedlich auf den Vorfall reagiert. Einige seien sehr verärgert gewesen. Andere hätten für kurze Zeit gedacht, die Skinheads und deren Zwischenrufe gehörten zum Stück. Bei einer Diskussion im Foyer habe sich gezeigt, daß der „Einbruch des realen Lebens ins Theater“ bei den meisten eine sehr nachdenkliche Stimmung ausgelöst habe. Der Polizei liegt inzwischen eine Anzeige wegen Sachbeschädigung vor. Die Pressesprecherin der Volksbühne kann sich aber vorstellen, daß ihr Theater gar kein Interesse an einer Strafverfolgung hat. Festgehalten werden soll laut Kirsten Hehmeyer in jedem Fall auch an der Devise: „Ins Theater kann kommen, wer will. Auch Skinheads.“ plu

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