Alpha-Lebensgefühl

■ Ein neues Privatradio im Norden

Nur FrühaufsteherInnen werden ihn nicht verpaßt haben, den Sendestart von Schleswig-Holsteins neuem Privatsender „Alpha Radio“ heute morgen um 7.00 Uhr.

Nun wird sich herausstellen, ob die Musikfarbe „wirklich so anders ist“, wie Programmchefin Sabine Neu behauptet. „Alpha Radio“ will mit seiner Musik nämlich ein „bestimmtes Lebensgefühl“ ausdrücken, sagt Frau Neu. Welches, sagt sie nicht, das ist top-secret. Überhaupt sind die MitarbeiterInnen des Senders nicht besonders aussagefreudig. Immer wieder wird auf Frau Neu verwiesen, „Wir dürfen nichts sagen.“

Etwas zugänglicher wird die Frage nach dem Programmstil beantwortet. Die 25 Prozent Wortanteil werden mit einer Astrologiesendung, Kontaktecken und halbstündigen Selbstproduzierten gefüllt. Lokales aus dem nördlichsten Bundesland; Kultur und Wirtschaft sind die Themen. Für Hamburg steht ein extra Studio in der Kreisstadt Pinneberg zur Verfügung, bestückt mit einem Korrespondenten.

Trotzdem, allzu anspruchsvoll wird das Programm nicht werden, schließlich ist der Berliner Kommerzsender „100,6“ mit 24,9 Prozent beteiligt. Der hat Treffsicherheit bewiesen beim Massengeschmack der schlichteren Art. Das weiß auch die Konkurrenz. Carsten Kock, Chefredakteur vom Privatsender „Radio Schleswig Holstein“ (RSH), sieht „keinen Markt für einen neuen Sender“.

Auch Bettina Feltgen, Sprecherin der „Welle Nord“ des NDR aus Kiel, bleibt gelassen. Sie sieht ebenfalls „keine Chance für ein neues Programm“.

Das hätte es auch bald nicht gegeben. Bereits seit zwei Jahren streitet sich der neue Privatsender mit der Konkurrenz um den Namen. „Radio 1“ war zunächst geplant. Was ja nicht stimmte, schließlich ist RSH mit weitem Abstand Marktführer zwischen Nord- und Ostsee. Das sahen auch die Gerichte so und verlangten einen neuen Namen. Ob „Alpha“ so originell ist, sei dahingestellt.

Sabine Neu ist froh, „daß es nun endlich losgeht“, zumal sie dann auch beweisen darf, was sie kann. Ihre berufliche Laufbahn klingt abenteuerlich. Als Qualifikation für ihren Job gibt sie „gesundes Halbwissen“, eine Menge Erfahrung bei RSH und ein abgebrochenes Studium an. Bleibt zu hoffen, daß nach drei Jahren nicht „Ex- Programmchefin von Radio Alpha“ dazukommt. So lange haben die Verantwortlichen nämlich gerechnet, um schwarze Zahlen zu schreiben. Mit dem Musikprogramm für „das bestimmte Lebensgefühl“ und der Astrologiesendung im Wortanteil. Mark Busche