Landesverrat

■ "Bedeutende Geheimnisse" ausspioniert

Landesverrat

„Bedeutende Geheimnisse“ ausspioniert

Wegen Landesverrats in einem besonders schweren Fall hat das Oberlandesgericht Celle einen 47 Jahre alten Bundeswehroffizier zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der aus dem Landkreis Vechta stammende Oberleutnant mehr als 26 Jahre lang für einen Agentenlohn von rund 120.000 Mark wertvolles Material an die DDR geliefert hat. Dem Oberleutnant, der seit Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst suspendiert ist, wurde das aktive Wahlrecht für vier Jahre aberkannt, der Rest des Lohnes, 22.000 Mark, aberkannt.

Zum Spion ist der Offizierdurch Kontakte zu seinem in der DDR lebenden Vater geworden. Er habe sich nichts dabei gedacht, als dieser ihn Mitte der 60er Jahre mit zwei DDR- Führungsoffizieren zusammenbrachte. Die DDR-Offiziere hätten erklärt, daß er als Bundeswehrangehöriger „etwas für die Friedenssicherung“ tun könne, wenn er Dienstgeheimnisse preisgebe. Der Angeklagte sagte vor Gericht, er habe Angst gehabt, daß sein Vater und sein Halbbruder in der DDR bei einer Weigerung Repressalien ausgesetzt sein könnten.

Das Gericht hielt ihm zugute, daß er bei der Anwerbung noch sehr jung gewesen und starkes Interesse an einem Kontakt zu seinem Vater gehabt habe. Zudem habe sein Geständnis ebenso wie der Umstand strafmildernd gewirkt, daß seit der Wiedervereinigung eine höhere Strafe keinen Abschreckungs- Charakter mehr habe.

Ein Gutachter des Bundesverteidigungsministeriums hatte die verratenen Alarmierungs- und Mobilmachungsunterlagen als „bedeutend für die äußere Sicherheit der BRD“ bezeichnet. Unter anderem hatte die DDR Erkenntnisse über die geringe Nachtkampffähigkeit und materielle Engpässe der Bundeswehr in Wildeshausen und Münster erfahren. Außerdem waren dem Gegner Rückschlüsse auf die Grundlage des atomaren Einsatzes und das Meldewesen im Bereich Sondermunition möglich gewesen. dpa