Stasispion

■ Zöllner kassierte rund 15 000 Mark Lohn

Stasispion

Zöllner kassierte rund 15 000 Mark Lohn

Wegen Spionage für die Stasi muß sich ein 53 Jahre alter Zollbeamter aus Schnackenburg/ Elbe (Kreis Lüchow-Dannenberg) vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten. Der Mann gestand am ersten Verhandlungstag, 1974 während mehrerer Fahrten zu einer Cousine seiner Frau von einem Führungsoffizier des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit namens „Horst“ angeworben worden zu sein. Er habe bis 1989 für „höchstens 15.000 Mark“ von Gewerkschaftszeitungen bis zu Mitteilungen der Oberfinanzdirektion alles geliefert, „was auf unseren Schreibtischen für jeden mitnehmbar so herumlag“.

Oft habe er sich gewundert, „für was die Stasi alles Geld bezahlte“. Der Zollschiffshauptwachtmeister: „Ich hatte das Gefühl, die wußten fast schon alles. Sie zeigten mir Fotos von meinen Kollegen während des Dienstes und kannten alle Namen.“ Er habe geglaubt, daß die Stasi bloß „irgend einen Kontaktmann im Westen“ haben wollte, betonte der Vater von drei Söhnen vor Gericht. Die heranwachsenden Kinder und ihre materiellen Wünsche hätten ihn mit seinem Monatseinkommen von 2.100 Mark empfänglich für den Agentenlohn gemacht. Der Zollbeamte war noch vor Bekanntwerden seiner Spionagetätigkeit im Sommer 1990 ins bayerische Passau versetzt und dann vom Dienst suspendiert worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten Zöllner vor, Dienstbucheintragungen, Funkunterlagen und Monatsberichte des Hauptzollamtes Lüneburg an die Stasi verkauft zu haben. Die Informationen sollen für die DDR wegen der politisch umstrittenen Grenzverlauf an der Elbe interessant gewesen sein. Die Stasi habe verlangt, daß er Material fotografierte und in einer Angelrute versteckt per Auto in die DDR brachte. Weil ihm das „zu gefährlich“ gewesen sei, habe er bei nächtlichen Spaziergängen entlang der Grenze zu „mondlosen Zeiten“ seine Führungsoffiziere unter dem Decknamen „Richard Meier“ in einem Waldstück bei Schnackenburg getroffen. dpa