Exporteure strampeln gegen die Flaute

■ Deutsche Produkte im Ausland schlecht verkäuflich / Wenn nichts geht: Transitgeschäft

Bei den Bremer Exporteuren ist die Stimmung seit Jahresanfang gedämpft: Der wirtschaftliche Abschwung macht sich bemerkbar. Nicht nur die Exporte in die EG- Länder, die traditionell rund 75 Prozent ausmachen, schrumpfen, sondern auch die in die übrige Welt. Elf Prozent weniger Exporte nach Japan und Asien lautet die Bilanz, die der Verein Bremer Exporteure gestern vorstellte.

Der Handel mit den GUS-Staaten hat sich sowieso halbiert. Das gute Nahost-Geschäft nach dem Golfkrieg läßt mittlerweile auch deutlich nach; die Geschäfte mit Kuwait allerdings seien eh fast vollständig auf die am Krieg beteiligten Länder übergegangen, so Hans Jürgen Müller, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Exporteure. Ganz zu schweigen von Afrika: „626 Millionen Afrikaner kaufen nicht mal halb so viel von Deutschland wie 8 Millionen Österreicher“, seufzt August Jaekel, Vorsitzender des Vereins Bremer Exporteure. Nur in China und Südost-Asien boomt die Wirtschaft, doch nicht jede der rund 50 Bremer Exportfirmen hat dort einen Schwerpunkt. Doch die Bremer Exporteure, gar nicht faul, haben sich schon ein bißchen eingestellt auf die Flaute: Transit- Handel heißt das Zauberwort. Wenn sich gute und teure deutsche Wertarbeit in Bulgarien eben nicht verkaufen läßt, weil die Menschen dort zuwenig Geld verdienen, handelt man mit billiger Ware aus dem Ausland. Für Transit-Geschäfte mit Uhren aus China für unter zehn Mark gebe es nämlich auch in Bulgarien einen Markt.

Rund 200 Milliarden hat der bundesdeutsche Transithandel 1992 ausgemacht. Die Bremer Exporteure haben dabei kräftig mitgemischt — nicht zuletzt dank des engen Netzes an Auslandsvertretungen. Die Lieferungen in die neuen Bundesländer in den ersten Nachwendejahren waren übrigens auch überwiegend preisgünstig im Ausland erstandene Importe. Hoffnungsvoll schauen die Exporteure außerdem auf die günstige Dollarkursentwicklung sowie auf die Auftragsflaute in der Industrie: Sie können billiger einkaufen und teurer verkaufen.

Alles wäre also gar nicht so schlimm — wenn nur nicht die Bundesregierung wäre! „Wir geben Gas, und die Regierung bremst“, sagt Jaekel. Zum Beispiel mit dem Exportkontrollrecht: In einer Stichprobe hat der Bundesverband Deutscher Exporteure festgestellt, daß einzelne Antragssteller bis zu 55 Monate auf eine Ausfuhrgenehmigung warten mußten (Nord-Korea). Aber auch Exporte nach Brasilien mußten mit einem Viertel Jahr rechnen. „Untragbar“, schimpft Hans Jürgen Müller, Geschäftsführer der Deutschen Exporteure. „Chemieexporte zum Beispiel werden am Telefon gehandelt und übermorgen geliefert; wenn Sie da mit einer vorbehaltlichen Genehmigung kommen, sind Sie aus dem Geschäft.“ Vorschlag der Exporteure: Die Geschäfte mit Ländern der „Länderliste H“ (u.a. fast alle arabischen Länder) sollten nicht von mehreren Behörden, sondern nur von einer genehmigt werden. Solange diese bürokratischen Hindernisse nicht beseitigt seien, so die Exporteure, nütze auch die derzeitige Goodwill-Tour des Bundeskanzlers wenig. Cis