Trauerzug für Bosniens Frauen

■ "Mütter gegen Gewalt" rufen für 8. März zu Demonstration in schwarzer Kleidung auf / Vor zehn Jahren Frauenfriedenskette / Sammlung für Flüchtlinge

Berlin. Die „Mütter gegen Gewalt“ und die „Frauen für den Frieden“ schämen sich „für die Unentschlossenheit derer, die im Sinne der Menschenrechte nicht eingreifen und tatenlos der Welle von Niedertracht, Ehrlosigkeit und Völkermord zusehen“. Sie rufen deshalb dazu auf, den Internationalen Frauentag am 8. März dieses Jahr zum „Trauertag“ und „Tag des Kampfes gegen rassistische Massenvergewaltigungslager“ zu machen.

Am kommenden Montag wird deswegen um 17 Uhr ein Trauerzug vom Mehringplatz am U-Bahnhof Hallesches Tor starten und über die Friedrichstraße und Leipziger Straße zum Roten Rathaus führen. Die Initiatorinnen bitten die Teilnehmerinnen darum, zum Zeichen der Trauer um die vergewaltigten und ermordeten Frauen in Bosnien möglichst schwarze Kleidung, schwarze Kopftücher und ein rotes Stirnband als Symbol des vergossenen Blutes zu tragen. Die Demonstration wird unter anderem auch vom Deutschen Hausfrauenbund und vom Neuen Forum unterstützt. Zu Beginn und zum Abschluß ist jeweils eine kleine Kundgebung geplant, bei der Tülin Cedimir von der Frauenkonferenz in Zagreb berichten wird. Die Türkin ist eine der Sprecherinnen der „Mütter gegen Gewalt“, die sich nach dem gewaltsamen Tod des türkischen Jugendlichen Mete Ekși als multikulturelle Initiative von Frauen aus insgesamt 16 Nationen gegründet hatte.

„Es wäre schön, wenn diesmal mindestens 6.000 Frauen kämen“, wünscht sich Mitinitiatorin Ingeborg Michael. Die Deutsche spielt damit auf den 10. Jahrestag einer damals recht spektakulären Aktion der „Frauen für den Frieden“ an. Am 8.März 1983 hatten rund 6.000 Frauen eine Kette zwischen dem sowjetischen und dem amerikanischen Konsulat gebildet. Beiden Konsulaten wurde eine „Friedensbotschaft“ übergeben, in der die Frauen an den Ursprung des Internationalen Frauentages erinnerten, den Streik der amerikanischen Textilarbeiterinnen in New York im Jahre 1858 für „Brot und Rosen“. „Brot und Rosen, das heißt Leben und nicht nur Überleben, ist für uns heute genauso wichtig: Das Geld, das weltweit für Tötungs-Mittel ausgegeben wird, brauchen wir für Lebens-Mittel.“

Angesichts der Carepaket-Abwürfe über Bosnien bekommt dieser Aufruf zur „Sabotierung der Kriegsvorbereitungen“ heute eine seltsame Aktualität. Damals aber saß der US-Konsul noch „hinter einer dicken Scheibe“, erinnert sich Ingeborg Michael, die vor der Friedensaktion zusammen mit einer anderen Frau zu den Konsulaten marschiert war, um einen Termin für die Übergabe der „Friedensbotschaft“ zu vereinbaren. Der Amerikaner habe darüber doziert, daß „wir eine Armee haben, die uns schon schützt“. Wortwörtlich dasselbe habe wenig später auch der sowjetische Konsul von sich gegeben. Dennoch hätten die Sowjets die Demonstrantinnen schließlich mit Kaffee, Kuchen und Wodka bewirtet, aber „bei den Amerikanern gab's nix“. Erst als diese von der Einladung der Russen erfuhren, hätten sie eine eigene Einladung zum Kaffeetrinken herausgeschickt – „14 Tage später“.

Den „Müttern gegen Gewalt“ geht es indes nicht um Nostalgie. Am kommenden Freitag, den 5.März, werden sie – wie schon öfter bei ihren Sammelaktionen für Flüchtlingsheime – von 14 bis 18 Uhr auf der Kottbusser Brücke und am Maybachufer in Kreuzberg stehen und für die mißhandelten Frauen und Kinder aus Bosnien sammeln. Und zwar nicht nur Geld, sondern auch Medikamente, Kindersachen, Spielzeug, Wolle, Häkel- und Stricknadeln. Die Spenden, so versichern die Frauen, gehen direkt an die Flüchtlinge. usche