Kriminalität gestiegen

■ Innensenator legt Polizeistatistik vor

Die Zahl der bei der Polizei registrierten Kriminaldelikte ist 1992 gegenüber dem Vorjahr leicht gesteigen. Das ist das Ergebnis der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die der Bremer Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) gestern der Öffentlichkeit präsentierte. Auf einen absoluten Zahlenvergleich verzichtete van Nispen: Weil in der Auswertung 1991 28 Tage des Jahres nicht registriert waren, würde jeder direkte Vergleich hinken.

Durch Annäherungswerte läßt sich lediglich eine Marge berechnen. Danach stieg die Zahl der registrierten Straftaten zwischen 5,3 und 8,4 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Bundestrend (Niedersachsen +13,5%, Hessen +9,6%). Wegen der methodischen Schwächen der PKS setzt van Nispen auf einen zehn-Jahres-Vergleich. Der ergibt: Die Kriminalität, die sich gegen die körperliche Integrität der Opfer richtet (Mord, Totschlag, Vergewaltigung) stagniert seit zehn Jahren auf hohem Niveau, die Zahl der Eigentumsdelikte, insbesondere der Beschaffungskriminalität, steigt deutlich an.

Besonders drastisch sind die Ergebnisse der beiden Ermittlungsgruppen Asylbewerber. In Bremerhaven sind bis zum 27. Januar 693 Asylbewerber überprüft und darunter 184 Mehrfachregistrierungen festgestellt worden. Das entspricht einer Quote von 27 Prozent. Die Sondergruppe in Bremen hatte bis zum Jahresende 1992 insgesamt 160 Personen überprüft und unter 97 Asylbewerbern insgesamt 265 Registrierungen festgestellt. In Bremerhaven sind 72 Asylbewerber festgenommen, davon 37 bereits abgeschoben worden. In Bremen sind 16 Personen festgenommen worden.

Besonders drastisch stieg im Zehn-Jahres-Vergleich die Zahl der Rauschgift- und Beschaffungskrimnalität. 8,7 % aller Tatverdächtigen sind Konsumenten harter Drogen. Beim Handtaschenraub beträgt der Anteil Abhängiger unter den Tatverdächtigen sogar 39,6 Prozent. Beim Diebstahl aus Wohnräumen sind es 36,4 %, bei Raubdelikten insgesamt 29,8 %. Van Nispen kündigte an, mit mehr Polizeieinsatz die Bekämpfung der Drogenkriminalität zu forcieren. Außerdem kündigte er für zwei oder drei Stadttteile einen „Kriminalitätsatlas“ an, der den gezielten Einsatz der Polizei erleichtern soll. taz