3.500 Absagen an Bremer Kids

■ Kindergartenplätze: Mehr Kinder mit weniger Personal / Am Bedarf vorbeigeplant

Etwa 3.500 Kinder werden in diesem Jahr von ihrem gewünschten Kindergarten oder Hort eine Absage erhalten. Bei den städtischen Kindergärten und bei denen der Evangelischen Kirche als größtem freien Träger liegen jetzt die Anmeldungszahlen vor. Nach einer amtsinternen Aufstellung über „Anmeldeüberhänge“ in Bremen geht hervor, daß in städtischen Kindertagesheimen 1.722 Absagen erteilt werden müssen. Darunter sind 181 behinderte Kinder, die bei der Stundenzuweisung mit doppelter Stundenzahl berechnet werden. Hochgerechnet fehlen dann 1.903 Plätze im Kindergarten- und Hortbereich. Bei der Evangelischen Kirche in Bremen stehen 5.058 Anmeldungen 3.244 Plätzen gegenüber. Ungedeckter Bedarf: 1.814 Plätzen. Die Zahlen berücksichtigen noch nicht Doppelanmeldungen.

Auffallend bei den Ablehnungen: Im städtischen Hortbereich ist das neue Teilzeitangebot von den Eltern nicht angenommen worden. In Bremen gibt es im Hortbereich 593 unbesetzte Plätze. Der größte Andrang herrscht dagegen auf Ganztagsplätze im Hort. Hier fehlen 1.152 Plätze für Schulkinder. Im Vorschulbereich weist die Teilzeitversorgung die größten Defizite auf. Hier ist ein „Anmeldeüberhang“ von 892 Plätzen verzeichnet, 299 Ganztagsplätze fehlen ebenfalls. Bei der Evangelische Kirche ist die Tendenz gegenläufig. Hier ist das Ganztagsangebot zwar komplett belegt worden, die meisten Absagen werden aber im Halbtagsbereich gemacht werden müssen. Hier stehen 1.045 Plätzen 1.916 Anmeldungen gegenüber.

Die Sprecherin der Sozialbehörde, Andrea Frenzel-Heiduk, nennt die Zahlen „unredlich“, eben weil Doppelzusagen städtischer und kirchlicher Einrichtungen noch nicht bereinigt sind. Doch zumindest in den städtischen Kintertagesheimen hängt der Haussegen schief. Denn erstmals werden hier Stellen nicht nach der Anzahl der Gruppen, sondern nach einem Stundenschlüssel pro Kind zugewiesen. Personalrat Erwin Böhm: „So können bei der gleichen Gruppenzahl 250 Kinder mehr untergebracht werden.“ Die Folge: ErzeiherInnen müssen künftig ihr Wochenstundensoll in mehreren Gruppen abarbeiten. Die „Springstellen“, meist zeitlich befristete Arbeitsverträge, werden nicht verlängert. Davon gibt es im Bereich Kindergarten etwa 120, von denen im kommenden Kindergartenjahr 21 abgebaut werden sollen.

Teilzeitplätze im Hortbereich und der Ausbau des Halbtagsangebots im Vorschulbereich haben auch noch einen anderen Effekt. Der Sprecher des Gesamtelternbeirates Kindergarten, Hans Schüler-Schulte: Jedes vierte Kind, das eine Zusage bekommen hat, bekommt nicht den Platz, den es braucht. „Die neuen Angebote des Senats sind deutlich am Bedarf von Eltern und Kindern vorbeikalkuliert“, erklärte er. Der Gesamtelternbeirat hat auf seiner Sitzung am Montag abend zahlreiche Protestaktionen angekündigt.

Wegen der vielen freien Teilzeit- und Halbtagsplätze beginnt jetzt das große Umlegen der Stundenzahl auf die Kindertagesheime. Insgesamt sollen im kommenden Kindergartenjahr 40 neue Halbtagsgruppen entstehen, und das nur durch Umlegen von Stundenquoten aus dem Teilzeit- und Ganztagsangebot. In der Behörde ist dafür Dr. Heidemarie Rose zuständig. Sie rechtfertigt den Versuch, durch ein gezieltes Halbtagsangebot einem „veränderten Bedarf“ gerecht zu werden. Wie die einzelnen Stundenkontingente der vakanten Plätze jetzt auf Ganztagsplätze umgerechnet werden, ist noch nicht klar. Derzeit gilt: Ganztagsplätze werden mit acht Stunden, Teilzeit mit sechs Stunden und Halbtagsplätze mit vier Stunden berechnet. mad