Apfelkrieg mit Chile

■ Nach Bananenquoten will die EG nun Importlizenzen für Früchte

Santiago (IPS) — Nach der Bananen-Posse bahnt sich ein neuer Handelskrieg der Europäischen Gemeinschaft an. Nach einer Entscheidung der EG-Kommission muß Chile mit einem Rückgang der Apfelexporte in die EG-Länder um 29 Prozent und mit Einnahmeverlusten in Höhe von 20 bis 50 Millionen US-Dollar rechnen. Äpfel und Tafeltrauben sind die führenden Obstsorten im Fruchtexport Chiles, der zehn Prozent der Einnahmen in der Handelsbilanz ausmacht. Die neue EG-Regelung sieht nicht Einfuhrquoten wie bei Bananen vor, erfordert aber den Erwerb von Lizenzen, um Früchte in die Länder der Gemeinschaft einführen zu können. Für Chile wie auch für andere Agrarexporteure hätte das verheerende Konsequenzen, so Dritte-Welt-Experten.

Die EG prangert die chilenische Regierung in einer öffentlichen Stellungnahme an und spricht selbst von einem „drohenden Handelskrieg“. Der EG-Beschluß sei gefaßt worden, als die Uruguay- Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) ins Stocken geraten war. Außerdem verletze sie die Grundsätze des internationalen Warenverkehrs, hieß es in der Erklärung kürzlich.

Vor einem neuen „Agrar-Handelskrieg“ warnte ebenfalls der Vorsitzende der Vereinigung der Obstbauern, Ricardo Ariztia. Auch der Präsident des Verbandes der chilenischen Exporteure, Ronald Bown, gab an, daß Chile sich gegen die Handelsbeschränkungen zur Wehr setzen und protektionistische Maßnahmen ergreifen müsse, selbst wenn es dies eigentlich gar nicht wolle.