Abgeschobene Roma-Frau zurückgeholt

Kölner Unterstützer: „Muß Frau Pampurov erst gefoltert werden, bevor sie Schutz findet?“/ Rechtsradikale setzen für Hinweise auf untergetauchte Frau 1.000 Mark „Belohnung“ aus  ■ Von Walter Jakobs

Köln (taz) – In den Morgenstunden des 14. Januar holen zwei Männer und eine Frau sie unter den Augen ihrer verzweifelt weinenden vierjährigen Tochter Misa aus dem Kölner Asylhotel ab. Nidar Pampurova, muslimische Roma aus Mazedonien, landet in Abschiebehaft. Zurück bleiben neben dem Mädchen ihr Mann Refik und der neunjährige Sohn Murtiza. Wenige Tage später, am 6.2. 1993, wird die 31jährige Frau, die seit vier Jahren in Köln lebte und deren Asylantrag vom Verwaltungsgericht als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt worden war, ins Flugzeug verfrachtet und ins mazedonische Skopje abgeschoben.

Eine alltägliche Szene in Deutschland, doch in diesem Fall mit ungewöhnlichen Folgen. Seit ein paar Tagen ist die Familie Pampurova wieder vereint – in Köln. Mit Hilfe von deutschen Freund Innen schaffte Frau Pampurova die Rückkehr in die Domstadt, wo sie sich seither zusammen mit Mann und Kindern bei Freunden versteckt hält. Auch das Asylgesuch ihres Mannes wurde zwischenzeitlich abgelehnt. Gegen die Abschiebung von Frau Pampurova hatten in den vergangenen Wochen Tausende in Köln vergeblich protestiert. Kölns Verwaltung, noch vor wenigen Monaten stolz auf das phantastische antirassistische Signal von 100.000 KölnerInnen unter dem Motto „Arsch huh – Zäng useinander“, blieb hart. „Muß Frau Pampurova“, so die Frage des Kölner Rom e.V. an die sozialdemokratische Verwaltungsspitze der Stadt, „erst gefoltert und vergewaltigt werden, bevor sie hier bei uns Schutz findet?“ Die untergetauchte Frau ist nach den Strapazen der letzten Wochen „völlig fertig und muß erstmal zur Ruhe kommen“, weiß Kurt Holl, Sprecher der Kölner Rom-Initiative. Die Stadt leiste sich die Schizophrenie, am 29. Januar einerseits ein Denkmal zur Deportation der Juden und Roma aus Köln im Jahr 1940 einzuweihen, andererseits aber die Nachkommen der Verfolgten mit Gewalt zurück nach Mazedonien „in Elend und Krieg“ zu schaffen. Dabei, so der Rom e.V., interessiere es die Verantwortlichen nicht, daß die Familie von Frau Pampurova „unter der deutschen Besatzung Jugoslawiens als Roma und als antifaschistische Partisanen schlimme Verfolgung erlitt“

Die Kölner Stadtspitze verweist auf die Entscheidungen der Verwaltungsgerichte und beharrt darauf, daß die Roma-Familie Deutschland verlassen müsse. Um den Zustand der Illegalität zu beenden, wird jetzt von seiten der Roma-Unterstützer erwogen, einen Asylfolgeantrag zu stellen. Stadtverwaltung und Gerichte ignorierten völlig die „neue Qualität der Bedrohung“ in Mazedonien, so Kurt Holl. Die Gerichte stützten sich auf einen Bericht des Bonner Außenamtes vom Juni 1992, der „völlig überholt“ sei. Daß sich die Lage in Mazedonien verschärft hat, läßt sich nicht zuletzt an der Mitte Februar erfolgten Entsendung von 700 UN-Blauhelmen in die Krisenregion ablesen. Wie gespannt die Lage rund um die Hauptstadt Skopje ist, belegt darüber hinaus eine knapp zwei Wochen zurückliegende gewalttätige Demonstration gegen den Bau einer Siedlung für moslemische Flüchtlinge. Mehrere tausend Menschen lieferten sich mit der mazedonischen Polizei eine Straßenschlacht, weil sie verhindern wollen, daß in der von NRW finanzierten Flüchtlingsunterkunft weitere Sinti und Roma untergebracht werden.

Während die Stadt Köln trotz solcher Nachrichten auf die Abschiebung pocht, aber nach den Worten des Ordnungsdezernenten Gerhard Kapius (SPD) „keine besonderen Anstrengungen“ unternimmt, die Familie aufzuspüren, schreiten andere zur Tat. Die rechtsradikale „Deutsche Liga“, als Fraktion dem Rat der Stadt Köln angehörend, hat eine „Belohnung für die Ergreifung der Nidar Pampurova“ ausgesetzt. 1.000 Mark zahlt die rechtsradikale Truppe für entsprechende Hinweise...