Kaum Interesse an Brüderlichkeitswoche

■ Christlich-jüdische Gesellschaft will verstärkt an der Basis arbeiten

Berlin. Mangelndes Interesse an den diesjährigen Veranstaltungen zur „Woche der Brüderlichkeit“ hat die Gesellschaft für christlich- jüdische Zusammenarbeit beklagt. Wie Vertreter der Gesellschaft gestern in Berlin erklärten, sei es lediglich gelungen, vier Veranstaltungen im Rahmen des Gesamtberliner Programms im Ostteil der Stadt zu plazieren, obwohl jedes der Bezirksämter um Teilnahme gebeten worden war. Seine Gesellschaft hoffe jedoch, daß diese Tatsache nicht reines Desinteresse am christlich-jüdischen Dialog sei, sondern organisatorische Gründe habe, sagte Joachim Kramarz als katholischer Vertreter in der Gesellschaft.

Der Leiter des Ostberliner „Centrum Judaicum“, Hermann Simon, sagte, daß viele Menschen im Osten durch die zunehmenden sozialen Probleme zu sehr mit sich selbst beschäftigt und kaum offen für Probleme seien, wie sich das Zusammenleben zwischen unterschiedlichen Kulturen bzw. zwischen Juden und Christen gestaltet. In der DDR habe es immer ein starkes Interesse am jüdischen Leben gegeben.

Für mehr basisorientierte Arbeit der Gesellschaft sprach sich der evangelische Vertreter in der Organisation, Ulrich Schürmann, aus. Man wolle in Zukunft vor allem die junge Generation in Schulen und Freizeiteinrichtungen ansprechen und Lehrer z.B. als Multiplikatoren gewinnen. Eine kürzlich durchgeführte Diskussionsveranstaltung mit Ost- und Westberliner Schülern in einem Köpenicker Gymnasium habe gezeigt, welche Vorurteile vor allem junge Menschen im Ostteil der Stadt Ausländern gegenüber hätten.

Die „Woche der Brüderlichkeit“, die vom 7. bis 14. März bundesweit unter dem Motto „Statt Gleichgültigkeit Mut zur Verantwortung“ stattfindet, wird am Sonntag mit einer zentralen Veranstaltung in Dresden eröffnet. In Berlin soll die Woche mit einer Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt durch einen Vortrag des SPD-Politikers Wolfgang Thierse eröffnet werden.

In der Bundesrepublik gibt es nach Angaben der Berliner Gesellschaft 72 christlich-jüdische Gesellschaften. Die Berliner Gesellschaft zählt 500 Mitglieder. epd