Lord Owen gibt sich optimistisch

■ Nachdem auch Izetbegović Militärabkommen unterzeichnete, rechnet er mit schnellem Abschluß der Genfer Verhandlungen

New York/Genf (taz) – Nach der Unterzeichnung des militärischen Teils des Vance/Owen-Plans für Bosnien-Herzegowina durch Präsident Alija Izetbegović verbreitete EG-Vermittler Owen die Hoffnung auf einen schnellen, erfolgreichen Abschluß der New Yorker Verhandlungen. Ob dies jedoch – wie angekündigt – „innerhalb einiger Tage“ passieren wird, scheint fraglich: Bisher haben weder Izetbegović noch Serbenführer Karadžić den wichtigsten Teil des Friedensplans unterzeichnet, die Aufteilung Bosniens in zehn Provinzen.

Das jetzt von allen drei Seiten akzeptierte Militärdokument des Friedensplans sieht einen Waffenstillstand, die Entflechtung der drei Kriegsparteien sowie den Rückzug ihrer Truppen und Waffen in ihre künftigen Provinzen vor. Schwere Waffen sollen unter „Supervision“ der UNO-Truppen gestellt werden. Izetgebović hatte bislang immer eine Verschärfung dieser Bestimmung verlangt, damit eine „effektive UNO-Kontrolle aller schweren Waffen garantiert ist“. Dieser Forderung hatten Vance und Owen nicht nachgegeben, weil sie von Karadžić abgelehnt wurde. Izetbegović erklärte seine Unterschrift jetzt damit, daß ihm der Autor des Militärdokuments, der bisherige Unprofor-General Satish Nambiar, „Zusicherungen gegeben“ habe für eine „ausreichende Präsenz von UNO-Truppen“. Durch sie werde verhindert, daß die Serben – die vor allem über schwere Waffen verfügen – diese nach einem Waffenstillstand weiter einsetzen. Im Gespräch ist die Entsendung von bis zu 40.000 Soldaten, die die Einhaltung eines Abkommens durchsetzen sollen.

Owens optimistische Äußerung stieß in New York auf einige Verwunderung. Wenige Stunden zuvor hatte der Sprecher der beiden Vermittler noch vor zu großem Optimismus hinsichtlich einer schnellen Einigung über die Provinzaufteilung Bosniens gewarnt.

In der Nacht zum Donnerstag hat der UNO-Sicherheitsrat die serbischen Angriffe auf Cerska und andere ostbosnische Städte mit einer zweimaligen Benennung der Serben als Aggressor verurteilt. In einer offensichtlich vor allem auf Präsident Izetbegović gemünzten Erklärung forderte er außerdem alle drei Kriegsparteien auf, jetzt am New Yorker Verhandlungstisch zu bleiben. Izetbegović hatte gleich nach seiner Unterschrift unter das Militärdokument mit seiner Abreise unter Hinweis auf die neuen serbischen Angriffe gedroht. Andreas Zumach