„Das packen wir entschlossen an“

■ Hoechst-Vorstandschef Hilger gesteht Fehler ein

Frankfurt/Main (taz) – Auf der Vorstandspressekonferenz der Hoechst AG stellte Konzernchef Wolfgang Hilger gestern in Hoechst die „Gretchenfrage“ selbst: „Können wir in unseren Ballungsräumen chemische Industrie überhaupt verantworten?“ Hilger kann – und nachdrücklich dankte der Vorstandsvorsitzende dem Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) für die „positiven Äußerungen“ zum Chemiestandort Frankfurt.

Hilger versicherte, daß die nach dem verheerenden Störfall im Werk Griesheim entstandenen und erkannten Probleme „entschlossen angepackt“ würden. Die Hoechst AG räumte aber auch ein, daß Fehler gemacht worden seien. Der Störfall habe gezeigt, daß der Konzern das vorgesehene Zusammenspiel zwischen Werk, Behörden und Betroffenen „nicht beherrscht“ habe. „Menschliches Versagen“ habe zu dem Unfall geführt, der – bei einer optimierten Technik – nicht hätte eintreten müssen. Es sei selbstverständlich, daß der Konzern jetzt alle ähnlichen Anlagen auf „derartige Fragestellungen hin“ überprüfen und entsprechende Maßnahmen ergreifen werde. Daß diese Überprüfungen und die daraus resultierenden Maßnahmen am Dienstag von Umweltminister Joschka Fischer (Die Grünen) nicht nur bei der Hoechst AG eingeklagt worden waren, erwähnte Hilger nicht.

Am Ende seiner Rede wurde Hilger philosophisch: „Der Griesheimer Störfall hat gezeigt, daß wir unsere Handeln stark danach ausrichten, was wir naturwissenschaftlich-technisch für verantwortlich halten, und uns zu wenig an dem orientieren, was die Menschen um uns herum bewegt.“ Er räumte ein, daß noch immer nicht alle Stoffe, die bei dem Störfall entstanden sind, „ausreichend gut“ bekannt seien. Hier sei die Wissenschaft gefordert – „auch wenn die Fachleute kein besonderes Risiko erwarten“. kpk