Kleinkunst im Ex-Piccolo

Mit Hildegard Huber und das Herz am rechten Fleck startete das Programm Kleinkunst im Entree im ehemaligen Piccolotheater. Dieses mäßig amüsante Ein-Personen-Stück zwischen Ohnsorg-Tiefgang, Else Kling- Kopie und Jaschke-Reminiszenz weist kurzfristig einen neuen Kurs auf Hamburgs Kleinstbühne: Statt Sprechtheater in heimeliger Schlichtheit vor 35 Zuschauern jetzt Kleinkunst, dem Rahmen vielleicht auch angemessener.

Dieser Konzeptwechsel ist eine Folge des kürzlich vollzogenen Besitzer-Wechsels: Gerd Samariter, langjähriger Inhaber, beschäftigt sich zur Zeit mit einem neuen Bühnenprojekt. Seine ehemalige rechte Hand, Ronald Chit Tin, hat nun die Bewirtung der vorgelagerten Kneipe und des dazugehörigen Bühnenraums übernommen. Sein Theaterkonzept ist eines der völligen Offenheit: Bis Mai bestreiten Sigrun Pischek und Eugen Fink das Programm mit Hildegard Huber sowie ab April mit einem Karl-Valentin-Abend. Was danach geschieht, weiß Chit Tin noch nicht so recht, vielleicht Musik.

In Hildegard Huber spielt Sigrun Pischek, manchen vielleicht noch als Schauspielerin im Monsun-Theater bekannt, eine Alt-Münchner Witwe, die durchs Fenster ihre Nachbarn beobachtet. Diese sind Opfer ihres Tratsches und Anlaß, dem Publikum einiges aus der Welt der verhärmten Protagonistin zu erzählen. Doch anderthalb Stunden kann die Studie über eine überdrehte Version von Else Kling nicht füllen. Die Pointen sind nicht gerade hintergründig, und mit der Figur der Hildegard schuf Sigrun Pischek soviel Distanz zum Publikum, daß unbedarftes Lächeln problemlos ermöglicht wird. Teile des Stückes stellte Sigrun Pischek schon passend in der Schmidt-Mitternachts-Show vor. Annette Bolz