Elbkontrolle mit Schwierigkeiten

■ Das Meßsystem INES soll für bessere Wasserqualität sorgen / Tierversuche mit Wasserflöhen / Nur im Osten nichts Neues

soll für bessere Wasserqualität sorgen / Tierversuche mit Wasserflöhen / Nur im Osten nichts Neues

Der Patient Elbe ist unter ständiger Kontrolle. Rund um die Uhr ermitteln elektronische Meßstationen zwischen Cuxhafen und der Tschechei Daten zum aktuellen Schadstoffgehalt des trüben Wassers. Initiert wurde das computergestützte System Informationsnetz Elbsanierung (INES) von der Hamburger Umweltbehörde, gefördert durch den Mikroelektronik-Giganten IBM.

Hamburgs Umweltsenator Fritz Vahrenholt verabschiedete gestern den IBM-Mitarbeiter Robert de Vries, der unter dem Titel „Beauftragter für die Elbe“ fünf Jahre in der Umweltbehörde mitgearbeitet hatte. „Durch das Projekt haben wir bessere Bedingungen für eine Sanierung der Elbe,“ bedankte sich Vahrenholt. Von der lückenlosen Überwachung des Elbwassers erhoffen sich die Bundesländer, in deren Verantwortung die Qualität des Wassers liegt, einen Abschreckungseffekt. Einleiter von Chemikalien sollen leichter aufgespürt werden. „In Hamburg wird jetzt schon weniger Quecksilber in der Elbe gemessen“, ist Vahrenholt zufrieden, schränkt aber ein: „wir in Hamburg können erst in der Elbe baden, wenn oberhalb von Schnackenburg alles sauberer ist“.

Beim Zollenspieker und Seemannshöft analysieren ständig zwei INES-Meßstationen die wasserqualität. In Hamburg laufen die Daten für den deutschen Teil der Elbe zusammen. Sie werden an die internationale Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) in Magdeburg weitergeleitet.

Geprüft wird gleich dreifach: Bei der chemischen Kontrolle werden automatisch alle zehn Sekunden Wasserproben entnommen und beispielsweise auf ph-Wert und Sauerstoffgehalt geprüft. Einmal wöchentlich wird eine der Proben ins Labor zum umfassenden Total- Check geschickt. Die biologische Überwachung übernehmen gewöhnliche Wasserflöhe. Sie werden in speziellen Aquarien permanent dem Elbwasser ausgesetzt. Lichtschranken kontrolliern ihre Bewegungsabläufe. Paddeln sie in normaler Wasserfloh-Geschwindigkeit hin- und her, ist alles in bester Ordnung. Wird es jedoch hektisch im Aquarium, dann stimmt was nicht. Im Ernstfall bedeutet dies: Gift im Flußwasser - Alarmstufe rot. Per Cityruf oder Telefon warnt der Computer der Meßstation den diensthabenden Chemiker.

Im Idealfall ist so eine schnelle Reaktion möglich. Doch zur Zeit hapert‘s noch an der Technik. Erst sieben Stationen sind funktionstüchtig. Im sächsischen Elbteil erschweren die veralteten Telefonleitungen die einwandfreie Datenübermittlung, und die fünf Meßstationen in der Tschechei sind noch nicht vollstänig ausgestattet. Katrin Wienefeld