■ Neu im Kino: "Der Duft der Frauen"
: Starvehikel für Pacino

Neuim Kino: „Der Duft der Frauen"

Starvehikel für Pacino

„Ein Star ist jemand, den sich die Leute im Kino ansehen, obwohl der Film schlecht ist“ sagte Billy Wilder in einem der vielen Interviews, mit denen er auf der Berlinale seinen goldenen Bären mühsam verdienen mußte. In „Scent of a woman“ kann man über zweieinhalb Stunden lang Al Pacino bewundern — und die Paraderolle eines erblindeten Ex-Colonel ist ihm so perfekt auf den Leib geschneidert, daß es kaum noch ins Gewicht fällt, wenn man sonst nur wenig Positives über den Film sagen kann.

Die Geschichte eines braven, harmlosen Collegekids (mit treuen Augen und Babyspeck gespielt von Chris O'Donnell, der wie ein Mitglied im „Club der toten Dichter“ wirkt), der als besserer Blindenhund ein wildes Wochenende in New York mit dem saufenden, schimpfenden und suicidgefährdeten Pacino verbringt, dabei natürlich zum richtigen Mann wird und schließlich am Anfang einer wunderbaren Freundschaft steht, ist von Regisseur Martin Best rührselig, uninspiriert und mit 155 Minuten sehr langwierig in Szene gesetzt worden.

Aber schon für das knallharte, völlig humorlose „Ha!“, mit dem Pacino seine blinde Filmfigur genauso präzise und eindrucksvoll auf den Punkt bringt, wie etwa Humphrey Bogart die seine in „The Caine Mutiny“ mit den Metallkugeln in seinen nervösen Händen, hat Pacino den diesjährigen Oscar verdient. Das Drehbuch ist im Grunde nur eine Aneinanderreihung von virtuosen Starauftritten für ihn: mal tyranisiert er mit zynischen Bemerkungen seine Verwandten beim Festtagsdiner, dann bringt er eine Frau (die er zwar nicht sehen kann, aber „die Schönheit einer Frau erkennt man an ihrem Duft“) in 2 Minuten das Tangotanzen bei. Und mit jeder Szene tritt eine neue Facette der Rolle zutage, und so bleibt der Film bis zuletzt spannend, obwohl jede dramaturgische Wendung so vorhersehbar ist, als würde sie in Zwischentiteln jeweils 2 Szenen vorher angekündigt.

Solch eine fulminante One- man-Show darf man nicht verwässern, und auch bei einer handwerklich soliden Synchronisation muß Pacinos Wirkung verflachen. Gerade bei diesem Film ist es nicht so wichtig, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird. Und so stört es kaum, wenn man nicht jedes Wort versteht: ich kann also nur die Originalfassung empfehlen, die in der Schauburg läuft. Wilfried Hippen

Schauburg ,20.00 Uhr und 23.oo Uhr