BHV radioaktiv?

■ Brennstäbe-Transport / Senat: nur ausführend

Sechs Lkw mit abgebrannten Brennstäben passierten 1992 das Bremer Kreuz und die Stadt und entluden ihre Fracht im Bremerhavener Containerterminal auf Fähren: Die schipperten die Brennstäbe aus den Versuchsanlagen in Jülich, Karlsruhe, München-Garching und Braunschweig nach Schottland, zur Forschungs-Wiederaufbereitungsanlage Doundreay. Das behauptet nicht nur die Greenpeace-Sprecherin Gertraude Gebhardt, das bestätigte gestern auch der Leiter der Hafenbehörde in Bremerhaven, Hafenkapitän Bernhard Nölke.

Bremerhaven als Hauptumschlagplatz für hochradioaktive Stoffe, nachdem Emden und Lübeck den Protesten ihrer Bevölkerung nachgegeben und die Verschiffung verboten haben? Laut Greenpeace haben die Transporte zugenommen: Drei Transporte bis 91, 1992 gleich sechs Ladungen hochradioaktiven Materials. Gertraude Gebhardt: „Es stimmt nicht, was die Hafenbehörde dem Weserkurier gesagt hat, daß die Transporte seit 1987 rapide zurückgegangen seien.“

Wieviel es in diesem Jahr noch werden, darüber kann Nölke nichts sagen; er muß immer erst 48 Stunden vorher informiert werden.

Greenpeace fordert den Senat auf, die Transporte nach Schottland zu unterbinden und initiiert hierzu eine Briefaktion an Wedemeier. „Wir machen uns mitschuldig“, sagt Gebhardt, „dadurch, daß wir dort Umweltsünden begehen, die wir hier nicht hinnehmen würden.“ Aus der Umgebung der Wiederaufbereitungsanlage in Dounreay sei eine erhöhte Leukämierate bekannt. Es gebe Möglichkeiten, den Hafen für den Umschlag von radioaktivem Material zu sperren, auch wenn für die Genehmigung solcher Transporte eigentlich die Töpfer-Behörde in Bonn zuständig sei.

„Der Senat kann die Transporte nicht unterbinden“, sagt dagegen Häfen-Senatsrat Ingulf Piorkowski. Man könne nicht einfach Bundesrecht brechen, selbst wenn man es „vielleicht“ politisch nicht für richtig halte. „Wir können nicht die Ausführung verweigern.“ Dann müsse man eben generell die Atompolitik der Republik ändern. Bremerhaven und die radioaktiven Transporte, so der Senatsrat, seien deshalb eher „Nebenkriegsschauplätze“.

Cis