Grauenhafte Mordtat

■ Schwarzer Taxifahrer zerstückelt in einem Park aufgefunden/ IPF: Polizei kümmerte sich nicht um Vermißten

Wedding. Ein Gärtner des Bezirksamtes hat am Donnerstag in einer Grünanlage in der Nähe des Weddinger Stadtbades einen furchtbaren Fund gemacht. In einem Plastiksack, den er aus dem Gebüsch zerrte, lag ein menschliches Bein, das offensichtlich zu einem Schwarzen gehörte.

Die alarmierte Polizei suchte mit Spürhunden die Anlage in unmittelbarer Nähe des Flüßchens Panke ab. Die rund 50 eingesetzten Polizeibeamten sperrten den „Panke-Grünzug“ weiträumig ab und gruben mit Spaten und Schaufeln in allen Winkeln. Schließlich fanden sie eine weitere Plastiktüte mit einem Kopf sowie ein weiteres Bein. In einer dritten, in ähnlicher Weise im Erdreich verscharrten Tüte wurde dann auch noch ein Arm entdeckt. Der Rumpf des Opfers und der zweite Arm waren trotz intensiver Suche bisher unauffindbar.

Der Tote heißt höchstwahrscheinlich Lamine D. und stammt aus Guinea-Bissau. Der 30jährige Schwarze lebte seit 1987 hier und verdiente sich sein Geld mit Taxifahren, sein Bruder war früher einmal Botschafter des westafrikanischen Landes. Weil Lamine D. bereits seit dem 7. oder 8. Februar nicht mehr auftauchte, schalteten seine Freundin und der Konsul von Guinea-Bissau am 10. Februar die Polizei ein. Außerdem informierten sie das Immigrantenpolitische Forum (IPF) in Kreuzberg, das sich um Opfer rassistischer Gewaltakte und um hier lebende Schwarze kümmert.

Ein Sprecher des IPF, sichtlich erschüttert über das Verbrechen, machte gestern darauf aufmerksam, daß Lamine D. bereits das zweite schwarze Opfer innerhalb eines Monats sei. Vor kurzem war an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt/Oder ein Asylsuchender tot aufgefunden worden. Der Mitarbeiter des Immigrantenpolitischen Forums machte gleichzeitig der Polizei und auch der Berliner Ausländerbeauftragten Barbara John heftige Vorwürfe: Sie hätten sich trotz Vermißtenanzeige nicht um den Fall gekümmert, obwohl sie deswegen vielfach kontaktiert worden seien.

Die Ausländerbeauftragte war gestern nicht zu erreichen, und eine Sprecherin der Polizeipressestelle sah sich gegenüber der taz nicht einmal in der Lage, zu bestätigen, daß es sich bei dem Ermordeten tatsächlich um den vermißten Lamine D. handelte.

Bloß soviel war zu erfahren: Über die Hintergründe des Verbrechens und vor allem über das Motiv sei noch nichts bekannt. Der Leiter der fünften Mordkommission, Gerd Hasse, wußte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa nur zu berichten, daß das Opfer nach dem Obduktionsbefund bereits vor knapp einem Monat getötet worden sei. Die Todesursache sei eine massive scharfe Gewaltanwendung „gegen den Schädel“ gewesen. usche