Autoabgase: 800 Frauen werden untersucht

■ Gesundheitsverwaltung startet Untersuchung in Prenzlberg und Steglitz/ Ergebnisse werden Verkehrspolitik beeinflussen

Berlin. In der festgefahrenen Verkehrspolitik kommt jetzt ein Vorstoß von ganz anderer Seite: Ärzte und Psychologen werden in Berlin 800 Frauen ein Jahr lang untersuchen, um Aufschluß über die gesundheitliche Belastung durch Autoabgase und Verkehrslärm zu erhalten. Die Langzeituntersuchung von etwa 400 Probandinnen im Prenzlberg (im Viertel um die Greifswalder Straße) und 400 in Steglitz (um die Albrechtstraße) hat die Gesundheitsverwaltung initiiert. Die Studie wird von dieser Woche an gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Umweltschutz, dem Bundesgesundheitsamt und den Gesundheitsämtern beider Bezirke durchgeführt.

Begonnen wird mit einem Schreiben an alle 30- bis 45jährigen Frauen in dem Untersuchungsgebiet, in dem um eine freiwillige Teilnahme gebeten wird, berichtete der stellvertretende Leiter der Abteilung Umweltmedizin, Robert Vogel, der taz. Die Adressen hat die Gesundheitsverwaltung vom Statistischen Landesamt erhalten. Für die Studie sucht die Verwaltung Frauen der gewünschten Altersgruppe, weil sie zum einen häufiger zu Hause sind als ihre männlichen Altersgenossen, sagte Vogel. Zum anderen üben sie Berufe aus, bei denen sie seltener als Männer verkehrsbedingten Schadstoffen ausgesetzt seien. Das, so Vogel, vereinfache die Untersuchung. Neben dem Alter einzige Bedingung: Die Frauen müssen seit zwei Jahren in dem Erhebungsgebiet wohnen.

Von den Probandinnen werden Blut und Urin untersucht. Vertreter der Gesundheitsämter und der Umweltverwaltung werden mit den Teilnehmerinnen zu Hause einen umfangreichen Fragebogen durcharbeiten, Außen- und Innenraumluft messen, sowie gesundheitliche Belastungen außerhalb der Wohnung berücksichtigen. Die Experten erhoffen sich einerseits Ergebnisse über allergische Erkrankungen, die durch Autoabgase verursacht werden. Andererseits wollen die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Befindlichkeitsstörungen wie Herz- Kreislauf-Reaktionen und Straßenlärm klären.

In die Ergebnisse der Untersuchung werden hohe Erwartungen gesetzt. Mit der medizinischen Wirkungsstudie könne nicht nur Einfluß auf die Gesundheitspolitik genommen, sondern auch geklärt werden, „welche Verkehrsbelastungen gesellschaftlich noch konsensfähig sind“, schreibt Andreas Beyer vom Gesundheitsamt Steglitz im Erläuterungsbericht. Die Untersuchungsergebnisse dienten Bürgern und staatlichen Institutionen bei der Klärung der Frage, welche Schritte für ein autofreies Berlin nötig seien. Dirk Wildt

Interessierte Frauen können sich an die Gesundheitsverwaltung, Tel: 2174-2355, -3884, -3882 oder die Gesundheitsämter in Steglitz und Prenzlauer Berg wenden.

Zum Thema „Gesundheitsrisiko Verkehrsinfarkt“ gibt es am Mittwoch, 24. März, 19 Uhr, Rathaus Schöneberg, BVV-Saal ein taz-Forum.