Keine Skandale

■ Oldenburgs Staatstheater bekomt einen neuen Intendanten

Stephan Mettin, 44, wird im Sommer neuer Generalintendant am Oldenburgischen Staatstheater. Ein Jahr lang hat er jede Aufführung in Oldenburg angesehen und Ensemble und Publikum beobachtet. Jetzt stellte er seinen ersten Spielplan vor.

Mettin verzichtet weitgehend auf publikumswirksame Namen (einzige Ausnahme: die auch Laien international bekannte Sängerin Brigitte Fassbaender wird den Rosenkavalier inszenieren). Auch gibt es zumindest in der ersten Spielzeit keine skandalträchtigen Stücke. Mettin: „Erst einmal muß das Ensemble sich zusammenraufen.“

Wie bei jedem Intendantenwechsel üblich werden viele Vakanzen bei Oper, Schauspiel und Ballett neu besetzt. „Ich habe versucht, einen personenbezogenen Spielplan zu machen“, erklärt Mettin. Da wirkt es allerdings recht verwunderlich, daß er gleich die Titelrolle der Eröffnungsproduktion in Ipsens Peer Gynt mit einem Gast besetzen will.

Neben Peer Gynt werden fast ausschließlich Stücke aus diesem Jahrhundert zu sehen sein. Bei der Auswahl habe er vor allem auf Sprachreichtum geachtet, so Mettin. „Dem, was der Sprache in anderen Medien angetan wird, müssen wir als Theater etwas entgegensetzen.“

Thematisch will Mettin in der Spielzeit 93/94 die Familie in den Mittelpunkt stellen, auch im Musiktheater. Das eröffnet am 11. September mit der zeitgenössischen Oper Lear von Aribert Reimann.

Die interessantesten Neuerungen plant der neue Intendant wohl außerhalb des offiziellen Spielpalns. So will er zum Beispiel ein festes Kinder- und Jugendtheater in Oldenburg etablieren. Und auch die Kleinkunst soll eine Chance bekommen, mit einem sogenannten „Samstag-Nacht-Programm“, sechsmal im Jahr ab 23 Uhr. Auf diese Weise will Mettin auch diejenigen Zuschauer ansprechen, die sonst nur selten ins Staatstheater gehen. Neue Publikumskreise hofft er auch durch eine weitere Maßnahme zu gewinnen: Er will die Anzahl der Abonnements- Vorstellungen verringern und so mehr Kapazitäten für den Freien Verkauf schaffen. Bisher haben ZuschauerInnen ohne Abonnement in Oldenburg zu oft kaum eine Chance, Karten zu bekommen.

Isabelle Yeginer