Bubis bejaht Berliner Bewerbung

■ Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland sieht Olympische Spiele als Zeichen für ein neues Deutschland an

Mitte. Der Mißbrauch der Olympischen Idee durch die Nationalsozialisten im Jahr 1936 steht nach Ansicht von Ignatz Bubis der Bewerbung Berlins um die Spiele im Jahr 2000 nicht entgegen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland sagte gestern auf einer Pressekonferenz der Olympia GmbH, er halte es „für absolut wichtig, daß wieder Olympische Spiele in Berlin stattfinden“. Sie könnten mithelfen, rechtsradikale Tendenzen in der Bundesrepublik zurückzudrängen. Den Spielen von 1936 solle Berlin „etwas entgegenstellen, was dem Charakter eines neuen Deutschland entspricht“. Dieses „neue Deutschland“ könne zeigen, daß es gemeinsam mit Menschen aller Nationen und Rassen leben wolle.

Bubis stellte klar, er sei stets ein überzeugter Befürworter Berlins in der Hauptstadt-Frage und ein früher Unterstützer der Stadt in ihrem Werben um die Olympischen Spiele gewesen. Zur erwünschten Wirkung der Spiele sagte er, es gehe ihm weniger um „eine Show gegenüber dem Ausland“: „Wir brauchen das für uns selbst, um ein anderes Klima zu schaffen.“ In dieser Einschätzung, so erklärte Bubis, sehe er sich durch das erschreckend gute Abschneiden rechtsradikaler Parteien bei den hessischen Kommunalwahlen noch bestätigt.

Seine Werbung für Berlin als Austragungsort sei keine Erklärung für den Zentralrat, stellte Bubis klar. Er sehe allerdings keinerlei Hinweise auf Vorbehalte gegen die Bewerbung oder sein eigenes Engagement in diesem Gremium.

Bubis wandte sich dagegen, die von den Nationalsozialisten in Auftrag gegebenen Skulpturen auf dem Olympiagelände zu entfernen oder zu verhüllen: „Das wäre eine Flucht aus der Geschichte.“ Er begrüßte die Idee, die Route der Läufer mit der olympischen Flamme durch die Gedenkstätte KZ Theresienstadt zu führen und so an NS- Opfer zu erinnern. mon

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