ZDF: Ausländer von Polizei mißhandelt

■ „Kennzeichen D“ berichtet über Schläge in Polizeirevier/ Heckelmann: Kein Handlungsbedarf/ Morgen Mahnwache

Moabit/Charlottenburg. Werden in den Polizeirevieren 31 und 33 öfter Ausländer mißhandelt? Heute abend um 21.05 Uhr wird „Kennzeichen D“ einen Filmbericht bringen, der diesen Verdacht nährt. In der ZDF-Sendung kommen Zeugen zu Wort, die die beiden Reviere in der Bismarckstraße Nummer 111 in Charlottenburg und in der Perleberger Straße 61a in Moabit als Orte von Beleidigungen und Schlägen benennen. Zufall oder nicht: Als das ZDF-Team nach eigentlich schon beendeter Recherche in der vergangenen Woche die Charlottenburger Wache beim Schillertheater abfilmte, lief ihm ein verletzter Libanese in die Kamera. Er sei in diesem Revier fünf Stunden lang festgehalten und geschlagen worden, berichtete er.

Zwei andere Fälle, denen Filmautor Wolf Lindner nachging, spielten sich am Nikolaustag und an Heiligabend im letzten Jahr ab. Am 6. Dezember war ein tamilischer Flüchtling vor der Gedächtniskirche wegen angeblichen versuchten Handtaschenraubes festgenommen worden. Im Revier 31, so berichtete der Mann später dem ihm bekannten deutschen Ehepaar Welten, sei er eine Stunde lang als „Scheißkanacke“ beleidigt und mißhandelt worden. Unter anderem, gab die Frau gegenüber der taz an, habe man ihm den Kopf auf den Tisch geschlagen. Danach sei er auf das Revier 33 überführt und dort spätabends entlassen worden. „Ich konnte das zuerst gar nicht glauben, aber er hat die Geschichte dreimal genauso erzählt“, so die Frau. Ihr Mann, Professor und Ex- Rektor an der Kirchlichen Hochschule, bat daraufhin Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) um Aufklärung.

Im zweiten Falle war ein anerkannter politischer Flüchtling aus dem Iran am Nachmittag des 24.Dezember im Bus Richtung Moabit gefahren und darin eingeschlafen. Er sei davon aufgewacht, berichtete er dem ZDF-Autor, daß ihm der Busfahrer mehrfach den Kopf gegen die Scheibe donnerte und sodann die Polizei mit der Behauptung alarmierte, der Ausländer habe ihn angegriffen. Eine Straßenpassantin bestätigte dem ZDF die Übergriffe des Fahrers und der Polizisten, die den Mann verprügelt und wie eine Stück Vieh abtransportiert hätten. Im Revier 33, erzählte der Iraner, sei er beschimpft und geschlagen worden. Daß das wohl kein Einzelfall war, bestätigte dem Team ein Mann aus dem Sicherheitsdienst: Er habe dort beobachtet, wie ein Ausländer von mehreren Polizisten zusammengeschlagen worden sei.

Die Polizei wollte zu all diesen Fällen wegen des schwebenden Ermittlungsverfahrens – Vorwurf: Körperverletzung im Amt – keine Auskunft erteilen. Und der Innensenator sprach dem ZDF ins Mikrophon, er sehe hier „keinerlei Handlungsbedarf“. Dafür aber Flüchtlingsberaterin Rita Kantemir, die im Namen des „Arbeitskreises Asyl in der Kirche“ und der Grünen eine Mahnwache vor dem Revier 33 organisierte: am Mittwoch um 10 Uhr in der Perlebergerstraße 61a. Ute Scheub