■ Das Portrait
: Andreas von Schoeler

Er habe ein zu glattes Solarium-Gesicht, sagten die einen. Die anderen maulten, Andreas von Schoeler trage die Nase „etwas zu hoch“. So jedenfalls wirkte der Frankfurter Oberbürgermeister auf seinen bunten Wahlplakaten. Das hochgereckte Kinn, der himmelwärts gerichtete Weitblick aus den blauen Augen ist ihm schon deshalb eigen, weil er ein körperlich eher kleiner, zierlicher Mann ist, der darauf achten muß, daß sein Bäuchlein sich in ästhetischen Grenzen hält. Auch sonst legt der 1948 geborene Sohn aus preußischem Adel Wert auf eine gepflegte Erscheinung vom Jackett bis zur blitzenden Schuhspitze. Daß der adrette Lack am Wahlabend etwas bröckelte, liegt an den Widersprüchen des Andreas von Schoeler, dem bei aller erlernten Contenance ab und zu doch deutliche Worte entschlüpfen. Denn, daß er „mächtig einen auf die Mütze gekriegt“ habe am Wahlabend, das gehört eigentlich nicht zu seiner offiziellen Ausdrucksweise.

Diese Mischung aus gutem Benehmen und Leutseligkeit ließ ihn in einigen Altenheimen regelrecht zum Schwarm der Damen werden. Die hatten ihn bei den Kaffee-und- Kuchen-Nachmittagen frankfurterisch hofiert: „Ein bißchen zu schön isser ja, aber er is e Frankfurter Bub.“ Einer zum Anfassen eben. Schoeler kam mit seinen Eltern im Alter von sechs Jahren nach Frankfurt und beherrscht den einheimischen Zungenschlag. Daß der gelernte Rechtsanwalt als jüngster Bundestagsabgeordneter für die FDP in Bonn saß und erst nach der Koalition der FDP mit der CDU 1982 in Bonn zur SPD konvertierte, ist in Frankfurt fast vergessen.

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Foto: Reuter

Nicht vergessen ist dagegen der Zustand der Frankfurter Sozialdemokratie, die Schoeler erst vor zwei Jahren übernommen hatte. Der Personal-, Wirtschafts- und Rechtsdezernent der Stadt löste damals Volker Hauff ab. Dem „zugereisten“ Hauff hatte die örtliche Parteiprominenz übelgenommen, daß er die alteingesessenen Genossen nicht großzügig genug mit Ämtern bedacht hatte. Daß es Schoeler gelungen war, auch bei Frankfurter Vereinen und Organisationen Anklang zu finden, hat ihm am Sonntag nichts genützt. Schoeler, der seinen Amtsantritt in der eigenen Partei von dem Fortbestand der rot-grünen Koalition abhängig machte, wird sich jetzt schwer tun, mit der CDU- Kandidatin Petra Roth zu reden und dabei galant zu bleiben. Heide Platen