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Grüne wohlauf, SPD verkatert

■ In Frankfurt wollen SPD und Grüne ihr Bündnis trotz starker Verluste der Sozialdemokraten fortsetzen

Der Hang zur Selbstdarstellung der Parteien war gestern im Frankfurter Römer nicht gerade ausgeprägt. Die SPD sagte eilig eine vor der Wahl angesagte Pressekonferenz ab. Man sei, war zu hören, „von anderen Prämissen“ ausgegangen. Und jetzt, so frotzelte man, „fällt ihnen wohl nichts mehr ein“. Der grüne Koalitionspartner, echter Gewinner am Main, sprang in die Bresche und ging mit den verkaterten Sozialdemokraten und deren Stimmenverlust von über acht Prozent gnädig um. Niemand wolle, so Spitzenkandidatin und Schuldezernentin Jutta Ebeling, den Koalitionspartner derzeit „unter Druck setzen“. Sie mahnte die „großen Parteien“ durch Aufrechnung der Wahlkampfkosten, „daß man Stimmen nicht kaufen kann“. Und siegesgewiß: „Rot- Grün bleibt bestehen!“

Das Rechenexempel im Römer muß den Sozialdemokraten (33 Sitze) gestern vormittag allerdings einiges Kopfzerbrechen bereitet haben. Die Grünen, nun mit 15 statt zehn Sitzen ausgestattet, hatten schon im Vorfeld Anspruch auf das Verkehrsdezernat erhoben, die CDU als „stärkste Fraktion“ (35 Sitze) verlangte ebenfalls nach einem zusätzlichen Posten. Außerdem betonte die CDU-Anwärterin auf den Posten des Oberbürgermeisters, Petra Roth, in Siegerpose, daß sie diesen trotz der rot- grünen Sitzemehrheit geltend machen wolle. Das nun wieder ist ein verwegenes Rechenexempel und brachte ihr schon den Titel der „Königin ohne Land“ ein, denn der amtierende SPDler Andreas von Schoeler ist erst seit 1991 im Amt und für sechs Jahre gewählt.

Den SPD-Verlust in Frankfurt, den die Grünen fast mitleidig als „nicht ganz so schlimm wie in anderen Großstädten“ kleinredeten, rechnen sie sich auch selber als Gewinn zu. Ebeling: „Wir haben alles dafür getan, daß die SPD sich nicht verschlechtert.“ Da mag der kleinere Partner der Volkspartei recht haben, denn er zeigte sich in den letzten Jahren tatsächlich als der „stabile Faktor“ in der Stadtregierung. Allzu sehr hatte sich die örtliche SPD in das interne Postengerangel verstrickt. Das wiederum, vermuteten gestern spitze Zungen, sei immerhin ein Garant dafür, daß sie in Frankfurt auf keinen Fall eine große Koalition anstreben werde: „Dann müßten die ja noch mehr Posten abgeben.“

SPD und Grüne bekundeten am Montag denn auch klar ihre Absicht, ihre bei der Wahl trotz starker Verluste der Sozialdemokraten behauptete Mehrheit zur Fortsetzung der seit vier Jahren bestehenden rot-grünen Koalition im Römer zu nutzen. Und auch die CDU will weiter in der Opposition bleiben.

Den Einzug der „Republikaner“ mit zehn Sitzen „aus dem Stand“ wurde von Daniel Cohn- Bendit (Grüne), dem von CDU und Reps immer wieder heftig attackierten Dezernenten des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, gewürdigt: „Wir müssen die endlich zur Kenntnis nehmen und dürfen sie nicht totschweigen.“ Außerdem sei das Ausländerwahlrecht mit dem Einzug der Rechten nötiger denn je. Kurz und knapp kamen die Grünen zu dem ersten öffentlichen Fazit: „Wir haben Profil gezeigt. Unsere Aufgaben sind die Ökologie auch in Krisenzeiten und die soziale Komponente.“ Und, vielleicht auch noch einmal an die Adresse der SPD gerichtet: „Die CDU hat verloren, auch wenn sie so tut, als sei das nicht der Fall.“ Heide Platen, Frankfurt

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