USA setzen weiterhin auf Diplomatie

■ Vorerst keine Bodentruppen nach Bosnien

New York/Belgrad (AFP/taz) – Was sich am Montag bereits andeutete, erhielt am Dienstag eine Bestätigung. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Butros- Butros Ghali, hatte seinen Vorstoß, mit Bodentruppen den Rückzug der serbischen Truppen in Bosnien zu erzwingen, nicht mit den USA abgestimmt. Der Sonderbeauftragte der USA bei den Bosnienverhandlungen von EG und UNO, Reginald Bartholomew, erklärte in einem Interview des US-Fernsehens, daß die USA bemüht seien, auf diplomatischem Weg und mittels einer Strategie der Druckausübung eine gerechte und gangbare Regelung für die beteiligten Konfliktparteien zu finden. Erst nach einem Friedensschluß zwischen den Konfliktparteien könne die Beteiligung von US-Streitkräften an einer UN- Friedenstruppe in Erwägung gezogen werden. Niemand – weder die UNO noch die EG – schlage vor, schon jetzt Streitkräfte zu entsenden, um irgendeine der drei Parteien zur Annahme des Friedensabkommens zu zwingen.

Für den Vance/Owen-Plan hat sich unterdessen auch die Regierung Restjugoslawiens ausgesprochen. Zu den derzeitigen Friedensverhandlungen gebe es keine Alternative, sagte Außenminister Jovanović. Die Gespräche müßten fortgesetzt werden, bis ein für alle Seiten vernünftiger Kompromiß gefunden ist. Der Präsident Restjugoslawiens, Dobrica Ćosić, warnte unterdessen vor einer „Aggression“ gegen Serbien. Er meine damit einen möglichen Versuch der kroatischen Armee, „die gegenwärtig in Slawonien unter UN- Schutz stehenden Gebiete zurückzugewinnen“. Diese Gebiete in Kroatien waren von serbischen Truppen erobert worden. Dem Fortbestand eines multinationalen Staates Bosnien räumte Ćosić keine Chance ein. Es könne keinen bürgerlichen Staat geben, in dem eine führende Partei konfessionell sei wie die islamische Gruppierung von Bosniens moslemischem Präsidenten Izetbegović.

In Belgrad kam es unterdessen zu Krawallen zwischen antikommunistischen Demonstranten und der Polizei. Eine Menge von rund 300 Menschen hatte sich zum Gedenken an die mit Panzern niedergewalzte Massenkundgebung gegen das Regime von Präsident Milošević vor zwei Jahren in der Innenstadt versammelt.

Ein Hilfskonvoi des UNO- Flüchtlingswerkes (UNHCR), der moslemische Verletzte und Verwundete aus dem ostbosnischen Ort Konjevic Polje evakuieren sollte, wird seit Dienstag morgen an der serbisch-bosnischen Grenze festgehalten. Wie die kroatische Nachrichtenagentur HINA in Zagreb meldete, weigert sich entgegen serbischen Zusicherungen der lokale serbische Kommandant, dem UNO-Hilfskonvoi die Weiterfahrt zu gestatten. Er habe keinen entsprechenden Befehl vom Oberkommandierenden der serbischen Truppen in Bosnien bekommen.