Zeit zum Reden ist vorbei

■ IG Metall zum Kampf entschlossen

Frankfurt/Main (taz) – „Wir verkriechen uns nicht. Und wir lassen uns nicht bei lebendigem Leib von den Arbeitgebern das Fell über die Ohren ziehen.“ IG- Metall-Chef Franz Steinkühler kündigte gestern nach einer Sitzung des Beirates der Gewerkschaft in Frankfurt/Main Warnstreiks in der ostdeutschen Metallindustrie nach dem 31.3.93 an. Darüber hinaus bereite sich die IG Metall auf eine mögliche Urabstimmung mit anschließendem Arbeitskampf vor. Der „Erzwingungsstreit“, so Steinkühler, bleibe auch in dieser schwierigen Situation nicht mehr und nicht weniger als die „Ultima ratio zur Lösung von Tarifkonflikten“.

Die Gewerkschaft reagiert damit auf die Aufkündigung der laufenden Tarifverträge in den ostdeutschen Tarifbezirken durch die Arbeitgeber, die eine Angleichung der Ostlöhne an das Westniveau zum 1. April 93 implizierten. Mit Verve warf Steinkühler dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall vor, mit dem „rechtswidrigen Ausstieg“ aus den Tarifverträgen ein „Fundament des Sozialstaates – die Tarifautonomie“ – zum Einsturz bringen zu wollen. Steinkühler kündigte den Einsatz aller politischen, rechtlichen und gewerkschaftlichen Mittel an, um eine solche Entwicklung bereits im Keim zu ersticken. Das von Gesamtmetall-Chef Gottschall am Montag unterbreitete Gesprächsangebot lehnte Steinkühler ab. „Die Zeit zum Reden ist vorbei – jetzt kommt die Zeit zum Zahlen.“ kpk