Esperanza in der Tasse

■ Fairer Kaffee für Supermärkte / Kleinbauern sollen profitieren

für Supermärkte / Kleinbauern sollen profitieren

Esperanza, Viva, Camino oder Foresta heißen die neuen Kaffeesorten, die jetzt in Hamburgs Ladenketten angeboten werden. Sie kosten zwischen 8 und 11,50 Mark das Pfund und tragen ein Gütesiegel für den fairen Handel mit der „Dritten Welt“. Spanischkurs und Entwicklungshilfe im Supermarkt?

Die von Kleinbauern in Lateinamerika und Afrika gekauften Bohnen sollen „raus aus der Nische der Dritte-Welt-Läden“ sagt Dieter Overath, Geschäftsführer von Transfair e.V. „Wenn Sie für eine Tasse Kaffee 16 statt 13 Pfennig bezahlen, können Sie beim Frühstück die Welt ein wenig verändern.“ Im Verein zur Förderung des fairen Handels mit der „Dritten Welt“ haben sich 25 entwicklungspolitische, soziale und kirchliche Organisationen zusammengeschlossen, darunter Misereor, Brot für die Welt und die Verbraucherinitiative.

Transfair vergibt über Lizenzen ein Gütesiegel für die Kaffeesorten. Bisher beteiligen sich in Deutschland drei Importeure und zehn Kaffeeröstereien an dem Projekt. Sie haben sich verpflichtet, Kaffee zum garantierten Festpreis direkt von Kleinbauern in der „Dritten Welt“ zu kaufen. Sie müssen den bäuerlichen Genossenschaften und Kooperativen mindestens 1,90 Mark pro Pfund zahlen. Von anderen Aufkäufern bekommen die Kaffeebauern oft nicht mehr als 30 Pfennig für das Pfund Rohkaffee. Der Verfall des Kaffeepreises gefährdet ihre Existenz. „Wir wollen den betroffenen Bauern zu einem vernünftigen Verkaufspreis verhelfen“, erklärt Overath. Kooperativen aus drei afrikanischen und 11 lateinamerikanischen Ländern hat Transfair bereits auf der Produzenten-Liste, sie vertreten rund eine halbe Million Kleinbauern.

In diesem Jahr will Transfair den Marktanteil des fairen Getränks von bisher 0,25 auf ein Prozent steigern. Das bedeute für die Kleinbauern einen Mehrerlös von 10 Millionen Mark, so Overath. Zuversichtlich stimmt ihn, daß Kaffeesorten mit ähnlichem Siegel in den Niederlanden und in der Schweiz inzwischen einen Marktanteil von drei und fünf Prozent erobert haben. Das sei in einer hart umkämpften Branche, die um Promille ringt, ein beachtlicher Erfolg. „Die Aktion macht keiner aus Mitleid“, gibt der Geschäftsführer unumwunden zu. Es gebe auf dem „ethischen Markt“ durchaus interessante ökonomische Nischen. Overath schreckt auch nicht, daß sich schon Kunden beschwert haben, die den fair gehandelten Kaffe für 5,99 Mark im Supermarkt entdeckten. „Das Geld ist schon in Mexiko.“

Auch der Hamburger Senat begrüßt die Aktion zugunsten kleiner Kaffeebauern. Daß bei den Sitzungen allerdings nur noch das Aufputschgetränk mit dem Solidaritätszuschlag serviert wird, mochte Pressesprecher Franz-Josef Klein nicht bestätigen: „Wir haben keine Zeit zum Kaffeetrinken.“ Vera Stadie