Billig - und menschlich

■ Kurzzeitpflege von AOK und ASB als Ergänzung zum Spital erfolgreich

von AOK und ASB als Ergänzung zum Spital erfolgreich

Vier Wochen Schonfrist, bevor's ins Altersheim oder wieder nach Hause geht. Das bietet die Kurzzeitpflege des Arbeiter-Samariter- Bundes (ASB) und der AOK älteren Menschen an, die nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder alleine leben können, oder sich zeitweilig in der eigenen Wohnung nicht selbst versorgen können. Gestern wurde nach dreijähriger Probephase Bilanz für das in Deutschland einmalige Projekt gezogen.

ASB und AOK waren sich einig, daß ein ergänzendes Angebot zur herkömmlichen Krankenhauspflege notwendig ist. Zum einen ergab sich die Notwendigkeit aus finanzieller Sicht: „Wir schätzen die Fehlbelegung bei Krankenhausbetten auf bis zu 20 Prozent, die Hälfte betrifft ältere Menschen“, so AOK-Geschäftsführer Behrend Behrends. Und ein Krankenhausbett kostet immerhin 500 Mark, bei der Kurzzeitpflege reichen 200 Mark. Zum anderen war der pflegerische und menschliche Aspekt der Betreuung wichtig: „Wir bieten hier aktivierende Pflege für Patienten an, die sich so auf das selbstständige Leben zuhause vorbereiten können. Krankenhäuser bieten Patienten in diesem Heilungsstadium nur „bewahrende Pflege an“, so Pflegestationsleiter Eugen Richter.

Im Schnitt verbringen die Patienten vier Wochen bei den ASBlern. Das Durchschnittsalter liegt bei 74 Jahren. Nicht nur Menschen, deren Krankenhausaufenthalt so verkürzt oder sogar vermieden wurde, werden von den 23 Pflegekräften betreut. Viele werden durch den Hausarzt eingewiesen, weil ihre Angehörigen kurzfristig die Pflege nicht leisten können. Oder weil Familienmitglieder einen Urlaub von der Pflege nötig haben.

Die AOK ist jedoch die einzige Krankenkasse, die diese Form der Pflege voll finanziert. Andere Kostenträgern befürchteten, dieses Angebot sei reine Pflege, und gehöre daher nicht zu den medizinischen Leistungen, so Behrend Behrends. Die AOK hat jedoch in den drei Jahren durch das Pflegeprojekt 2,8 Millionen gespart und will sich nun um weitere Projekte bemühen.

1„Wir müssen jedoch aufpassen, daß Krankenhäuser, die wie das Uni- Krankenhaus wegen Überbelegung Patienten gerne loswerden wollen, nicht zu früh einweisen. Kurzzeitpflege ist kein Krankenhausersatz,“ so Behrends.

Menschlicher aber allemal, so

1der ambulante Arzt Carl-Otto Stolzenbach: „Hier werden die Leute motiviert. Sie sollen aufstehen, gehen, Spiele spielen. Im Krankenhaus wird der Patient nach dem Eingriff ja nur noch versorgt wie ein Hühnchen — gefüttert und gewindelt“. Katrin Wienefeld