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„Ingenieur is not the right“

■ Werner Rohde, Bremer Glasmaler und Fotograf, im Focke-Museum

Sein Vater war ein Bohemien, ein Maler und fröhlicher Kunsthandwerker, der in Bremen eine gutgehende Glasmalerei hatte. Außerdem Fotograf aus Leidenschaft. Für Sohnemann Werner stand schon früh fest, daß er auch so einer werden wollte: „I must have a free profession, painter or architekt,“ schrieb er in Geheimsprache in sein Tagebuch, „ingenieur is not the right.“ Er landete in Halle, auf der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein, einem Hort von Kunst und Nutzkunst. Werner Rohde malte, kollagierte und fand dort erstmals Anerkennung für seine fotografischen Versuche. Das heikle Verhältnis von freier und angewandter Fotografie bestimmte fortan, d.h. für seine wichtigsten Fotojahre 1925-1937, seine Arbeit.

Das Bremer Focke-Museum zeigt jetzt gut sechzig Arbeiten des Fotografen (und ebenfalls späteren Glasmalers) Werner Rohde in einer Ausstellung, die laut Katalog noch im „Fotoforum“ stattfinden soll. Der dahingeschiedene Bremer Platz für Fotokunst hatte das Rohde-Projekt zusammen mit Folkwang (Essen), der PPS-Galerie in Hamburg und der Staatlichen Galerie Halle konzipiert. Das Focke-Museum sprang als „Nothelfer“ (Chef Christiansen) ein, machte bei Mercedes fünf Tausender locker und plant jetzt, der verwaisten Fotokunst auch künftig Obdach zu geben. Da Werner Rohde Bremer war (er starb 1990), das Elternhaus am Dobben lag, das Modegeschäft seiner Frau am Wall, paßt er ohnehin ins Focke- Museum. Dort hatte er auch schon mal Modeaufnahmen gemacht.

Aus einem privaten Katalog des Künstlers entnimmt man, daß bereits auf der Künstlerburg offenbar viel gefeiert wurde, besonders gern mit Masken. Verkleidung und Kleidung blieben immer Rohdes Themen, selbst die späteren Modeaufnahmen für seine Frau lassen Experimentierfreude und Hang zum Surrealismus erkennen. Überraschend sind seine Versuche zum Verhältnis von „puppenhaft“ herausgeputzter Frau und echten Schaufensterpuppen. Natürlich experimentierte der Fotograf mit Licht und Schatten, Doppelbelichtungen und krassen Anschnitten des Motivs. Sein großer Erfolg war die Teilnahme an der Werkbund-Ausstellung „Film und Foto“ 1929. Bus

Eröffnung heute 18.30 Uhr; bis zum 28.3.; Katalog: 38 DM. Zufällig ist in Worpswede derzeit ein weiterer Giebichensteiner zu besichtigen, ein Lehrer Rohdes, Hans Finsler (Lichtbild Galerie).

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