Kurzarbeit in der Übungsfirma

■ Angestelltenkammer muß abbauen / DAG: Zuerst beim BBI entlassen

Im Weiterbildungsbereich der Angestelltenkammer muß gestrichen und gespart werden, seitdem die Bundesanstalt für Arbeit die Ausgaben für Umschulung und Weiterbildung drastisch reduziert hat. Mindestens die Hälfte der hauptamtlichen Mitarbeiter der Übngsfirmen der Kammer werden demnächst auf Kurzarbeit gehen, die Räume des Übunsgfirmenringes werden anderweitig genutzt. Durch Umschulung sollen die KollegInnen anderweitig einsetzbar werden. „Notfalls müssen wir betriebsbedingte Kündigungen aussprechen“, sagt Kammer- Geschäftsführer Fehrmann.

Wenn entlassen werden muß, sagt dagegen DAG-Sekretär Frensel, dann nicht nicht im Bereich der Wirtschafts- und Sozialakademie (Wiak) der Kammer, sondern bei der 100prozentigen Tochterfirma Bremer Bildungs- Institut (BBI).

Am Dienstag abend prallten die beiden Gewerkschaften in der Vollversammlung der Angestelltenkammer wieder aufeinander. Die DAG-Minderheit will der DGB-Mehrheit in die Karten gucken. „Die mauern“, beklagt sich Frensel. Es werde kein hinreichender Einblick in die Finanzlage der Kammer gewährt. Geht auch nicht, sagt der Kammer-Vorstand, da das BBI eine rechtlich eigenständige GmbH ist und der „Vollversammlung“ der Kammer gegenüber nicht rechenschaftspflichtig. Allerdings haftet die Kammer für sein Bildungs-Institut BBI, das eine Kreditlinie von immerhin 5 Millionen bei der Sparkasse ausnutzt. „Für einen Weiterbildungsbetrieb ist diese Bilanz normal, weil wir monatelang in Vorlage treten müßten“, erklärt Geschäftsführer Fehrmann. Wegen der schlechten Zahlungsmoral des Arbeitsamtes und der EG- Stellen ergäben sich nur immer wieder Liquiditätsprobleme.

Erbost stellten die DAG-Leute auf der Kammer-Vollversammlung am Dienstag den Antrag, daß förmlich beschlossen werden sollte, daß die Kammer für die BBI-Risiken haftet. Daß die rechtliche Bedeutung eines derartigen Antrages erst von Juristen bewertet werden sollten, bevor die Laien der Kammer-„Vollversammlung“ sowas abstimmen können, verstand die DAG dann überhaupt nicht mehr und verieß unter Protest den Saal.

Wiedersehen wird man sich heute mittag: Mit Vertretern der Bürgerschaftsfraktionen und der Arbeitssenatorin wollen DGB und DAG noch einmal überlegen, wie man die 4 Millionen Kosten der Kammerwahl vermeiden könnte. Die Wahl einfach ausfallen zu lassen und die Posten zwischen DAG und DGB auszumauscheln (“Friedenswahl“, vgl. taz 9.3.), das geht für die DAG nicht mehr. Die DAG will erneut vorschlagen, die Gesetzesänderung von 1986 rückgängig zu machen, mit der der DGB die die teure Urnenwahl in 2500 Bremer Betrieben durchgesetzt hatte.

K.W.