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: Auch nicht schlimm

„Bitte umblättern“ mit Albert Krogmann nach 16 Jahren und mehr als 100 Folgen zum allerletzten Mal, ARD, Dienstag, 22 Uhr

Das Überflüssige ist tückisch. Häufig tarnt es sich: mit Unterhaltung, bunten Bildern, temporeichen Texten, aufwendigem Stirnrunzeln. Und das gerade im Privatfernsehen! Dann bedarf es der Analyse.

Sie erinnern sich der länglichen adornitischen Bemühungen der um Aufklärung bemühten Organe (so auch diesem), Ihnen und uns allen immer wieder klar zu machen: Fernsehzeit ist Lebenszeit! Man muß sich nicht alles bieten lassen! Man muß, wennschon, dann auch: genauer! hinsehen. Man darf sich nicht verführen lassen von Unterhaltung, bunten Bil...(s.o.)! Man muß das Überflüssige enttarnen, wo es uns ein U für ein E vormacht, und man muß vor allem auch im Überflüssigen die Ideologie zu erkennen vermögen. (Wenn beispielsweise Ulrich Meyer im „Einspruch“ bei Sat.1 nach „den miesen Tricks der Sozialbetrüger“ fragt – dann muß man erst mal zugeben, schon lange diese grauen Menschen auf den Ämtern verdächtigt zu haben, daß sie mit ihrem in langen Gängen erschlichenen Gelde auf den Malediven oder sonstwo billig Neger kaufen, mit denen dann Pornos abgedreht werden, deren Profit direkt in die Fototapete umgesetzt wird, auf der die Birken der lachenden Zigeunerin an der Wand gleich gegenüber Natur vortäuschen. Erst mit dem zweiten Gedanken wird dem kritischen Bürger bewußt, daß... Aber wir schweifen ab. Ein andermal zur Hetze.) Heute zum Überfluß.

Der Inbegriff desselben war immer schon „Bitte umblättern“, eine Sendung, die am vorgestrigen Abend ihr letztes Glöcklein läuten hörte und deshalb hier ihren Abgesang kriegt. Ihr Charme bestand – und der ist unwiederbringlich – in einem, ganz schlichten, Defizit: Sie tarnte sich keineswegs. Sie war schlechthinnige Überflüssigkeit, das reine Nichts in unerreichter Qualität. In über 100 Sendungen hat „Starreporter Albert Krogmann“, jettend rund um die Welt, den Faden allerorts verloren und, bar aller Analyse und jedweden Anspruchs, Werbefilme für alles und jede gedreht – am Dienstag für Danny DeVito (damit „Hoffa“ hier besser laufen möge als in den USA), für einen japanischen Kosmetikkonzern, einen elsässischen Restaurantbesitzer und schließlich eine Reisefirma, die Luxuszüge durch Schottland schickt, Nennung von Preis und Firma immer inklusive und nie ohne die Adjektive „atemberaubend“, „exklusiv“ und „doch seinen Preis wert“.

Die Sendereihe war, allein der letzten zu folgen, ein einziger Korruptionsskandal. „Bitte umschalten“ – aber ja! Elke Schmitter