Naumann eingekesselt

■ Generalinspekteur ärgert Rühe

Bonn (dpa) – Die Kritik am Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, wächst. Dem ranghöchsten Soldaten der deutschen Streitkräfte wird von Parlamentariern aller Parteien vorgeworfen, sich entgegen seiner Aufgabe zu sehr in die Politik einzumischen. Der SPD-Wehrexperte Walter Kolbow sagte, er habe als oberster militärischer Ratgeber der Regierung das Primat der Politik zu akzeptieren und sich in seinen Äußerungen auch daran zu halten. Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Paul Breuer, hat sich, angeblich im Einvernehmen mit dem Kanzleramt, demonstrativ vor Naumann gestellt. Sein Fraktionskollege Otto Hauser aber betonte, es gehe nicht an, daß Naumann das Primat der Politik mißachte und über die Medien das Ansehen der Deutschen im Ausland anprangere. Der FDP-Abgeordnete Jürgen Koppelin sagte, daß Naumann seine Aufgaben überschreite.

Er äußere sich laufend politisch, wie zum Beispiel bei der Debatte über die künftige Stärke der Bundeswehr. Auch sein Auftreten vor den deutschen Sanitätssoldaten zu Weihnachten in Kambodscha wurde von Koppelin kritisiert. Damals habe Naumann gesagt: „Zum erstenmal seit 1944 verbringen deutsche Soldaten im Einsatz das Weihnachtsfest außerhalb der Heimat.“ Das habe sich angehört wie „Kriegsweihnachten 1992“. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) müsse den Generalinspekteur auf seine eigentlichen Aufgaben hinweisen und nötigenfalls „zurechtweisen“.

Rühe war im April letzten Jahres erst drei Tage im Amt, als er sich von Naumann herausgefordert sah. Der frischgebackene Minister wies seinerzeit den Generalinspekteur sofort hart in die Schranken.

Besonders wird dem General, der als Mann Kohls gilt, angekreidet, er lasse sich schon jetzt über die Bundeswehrplanung aus, die er erst im Mai intern dem Minister vorlegen soll.