Das dicke Ende kommt bestimmt

■ Wunderkuren zum Apspecken bringen meist nichts / Und Appetitzügler schaden nur / Der einzige Weg zur dauerhaften Idealfigur ist eine Umstellung der Eßgewohnheiten

Das dicke Ende kommt bestimmt Wunderkuren zum Apspecken bringen meist nichts / Und Appetitzügler schaden nur / Der einzige Weg zur dauerhaften Idealfigur ist eine Umstellung der Eßgewohnheiten

Viele Bundesbürger finden, daß sie keine gute Figur machen. Immerhin haben sich bereits drei von vier Erwachsenen und jeder zweite Jugendliche einmal in ihrem Leben durch eine Schlankheitskur gequält. Doch die meisten Diätpläne haben aus ernährungswissenschaftlicher Sicht erhebliche Mängel und führen nicht zum Traumgewicht. Auch Appetitzügler aus der Apotheke helfen nicht beim Abnehmen, sie sind sogar extrem gesundheitsschädlich. Das ergab eine Untersuchung, die das ÖKO- TEST-Magazin in seiner März-Ausgabe veröffentlicht.

ÖKO-TEST prüfte 24 Appetitzügler. Vor allem die rezept- und apothekenpflichtigen Pillen auf chemischer Basis haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Sie enthalten oft Substanzen, für die kein Nutzen als „Eßbremse“ nachweisbar ist. Dagegen können solche Mittel erhebliche Nebenwirkungen auslösen: z.B. eine Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens, Nervosität, Einschlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit bis hin zu Psychosen, Blutdruckerhöhung, Blutdruckkrisen, Lungenhochdruck und Herzschmerzen. Außerdem haben die Pillen ein hohes Abhängigkeitspotential. Und auch Appetitzügler auf pflanzlicher Basis sind keine Alternative. Denn sie enthalten oft Enzyme, die den Hunger sogar ankurbeln. In einem Produkt fand ÖKO-TEST zudem so hohe Pestizidrückstände, daß sich jetzt die Überwachungsbehörden damit beschäftigen müssen.

Das ÖKO-TEST-Magazin stellte zudem bei der Prüfung von 33 Diätplänen einige gravierende Mängel fest. So sichern viele Diätmenüs nicht die notwendige Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen und sind zu einseitig. Oft werden künstliche Mineralstoffpräparate

1oder Süßstoffe statt vollwertiger zuckerarmer Zutaten empfohlen. Viele Kuren erfordern auch eine so extreme Ernährungsumstellung oder eine Kalorienreduzierung auf weniger als 1000 Kalorien täglich, daß sie schon allein deshalb schwer durchzuhalten sind.

Die meisten Kuren gehen nicht an die Wurzel des Übels, nämlich an die Ernährungsgewohnheiten. Findet jedoch keine Umstellung des Eßverhaltens statt, sind Rückfälle vorprogrammiert. So ist nicht verwunderlich, daß nur jeder vierte, der eine Diät durchführt, sich zumindest vorübergehend von einigen Pfunden befreien kann. Ein Jahr

1nach der Kur haben aber 90 Prozent der Erfolgreichen ihr Ausgangsgewicht wieder erreicht oder sogar überschritten.

Ernährungsexperten sprechen inzwischen von einem „kollektiven Diätverhalten der Deutschen“. Das heißt: Immer mehr Bundesbürger und -bürgerinnen hungern sich Pfunde herunter, obwohl sie eigentlich gar nicht zu den Dicken gehören. Nur ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist wirklich zu dick. Als übergewichtig gilt, wer das Normalgewicht von Körpergröße in Zentimeter minus hundert in Kilogramm um mindestens 20 Prozent überschreitet. Diese Men-

1schen sollten aus medizinischen Gründen abspecken.

Eine Diät kann nur erfolgreich sein, wenn das Ernährungsverhalten dauerhaft geändert wird. Das heißt, daß man auch nach Beendigung der Schlankheitskur nicht wieder in alte Eßgewohnheiten verfällt. Doch das ist leichter gesagt als getan. Ernährungsexperten empfehlen, sich auf drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten mit einer ausgewogenen vollwertigen Misch- oder vegetarischen Kost umzustellen. Beim Abnehmen sollte man sich realistische Ziele setzen. Ein Kilo weniger pro Woche genügt. Regine Cejka