Jäger will 50 Hektar pro Jahr

■ Wirtschaftssenator legt Zahlen für Gewerbedarf vor / Keine Kooperation mit Umland

100 Seiten dick ist das Papier, das Bremens Wirtschaftssenator Claus Jäger gestern auf dem Tisch hatte — das „Integriertes Programm für Gewerbe und Dienstleistungen“ (IFP) soll im Streit um die Gewerbeflächen die Gegenposition zu den Vorstellungen der Stadtplanungsamtes und des Umweltsenators Ralf Fücks darstellen. In den vergangenen Wochen war der Gewerbeflächen-Konflikt zwischen dem Umwelt- und dem Wirtschaftsressort eskaliert. Hineingucken lassen in sein Papier wollte Jäger die JournalistInnen aber nicht.

Auf die Frage, wieviel Bedarf Bremen an Gewerbeflächen hat, gibt das Papier auch keine Antwort: Alle derartige Prognosen seien „äußerst problematisch“, meinte Jäger. Was praktisch bedeutet: Möglichst viel Fläche muß vorgehalten werden. Ca. 700 Hektar Fläche stünden allein im niedersächsischen Umland im Umkreis des Bremer Kreuzes zur Verfügung, und „Kooperation“ gebe es nur, wenn ein „ausgewogenes Gewerbeflächenangebot auf beiden Seiten“ vorliege.

Für zwei oder drei Jahre kann Bremen also mit der Hemelinger Marsch gleichziehen und mit Niedersachsen konkurrieren. Auf Dauer ist aber, so die Philosophie des IFP, „ein partnerschaftliches Kooperationsverhältnis zwischen Bremen und den niedersächsischen Gemeinden im Umland (...) nicht mehr gewährleistet“.

Die Hemelinger Marsch soll ein „Umwelttechnologiepark“ werden, dazu würden aber auch Baubetriebe dazugehören — ein „breites Spektrum“ von „Querschnittstechnologie“. Ein Drittel der Fläche soll durch Umsiedlungen aus Hemelingen gefüllt werden, in diesen Fallen müssen das keine „Umwelttechnologie“-Betriebe sein. Wenn es nach dem Umweltressort geht, kann die Erschließung 1994 beginnen.

Die Erschließung von grüner Wiese sei erheblich billiger als die Umnutzung von brachliegendem Gewerbegebiet, betonte der Wirtschaftssenator, dennoch wolle man erhebliche Mittel in das „Brachenrecycling“ stecken. An der Stelle der Güterbahnhofs soll z.B. ein „Promotions-Park“ entstehen. Während die Wiesen der Hemelinger Marsch aber schon 1991 gekauft wurden, ziehen sich die Verhandlungenn um dieses Gelände noch hin. Ab 1993 „vermarktbar“ sind, so eine Aufstellung des Wirtschaftsressorts, nur Flächen am Flughafen und bei Klöckner. Im gesamten Bremer Osten habe man, so Jäger, „absolut nichts anzubieten“. Ein Unternehmen, das in diesem Bereich Fläche haben wolle, könne man aber nicht in Bremen halten, wenn man beim Klöckner-Gelände etwas anzubieten habe.

Insgesamt will das Wirtschaftsressort in den nächsten fünf Jahren jeweils 50 Hektar Gewerbefläche vermarkten. Diese Zahl entspricht dem, was in den Boom-Jahren durch die Wirtschaftsförderungs- Ausschüsse vergeben worden ist. Wenn die Ziele des Sanierungsprogramms erreicht werden sollen, so Jäger, dann müsse man „mehr investieren“ als in den vergangenen Jahren. Die Durchschnitts-Zahl der letzten zehn Jahre von ca. 30 Hektar jährlich sei für die Ziele des Sanierungsprogramms nicht ausreichend. K.W.