SPD: Achtungserfolg für die Neue

■ Kunick vor heimischen Publikum im Unterbezirk West mit 70:44 nur knapper Sieger

Ein Heimspiel für Konrad Kunick — das war die Versammlung der SPD-Unterbezirksdelegierten West am Mittwoch auf jeden Fall, nicht jedoch ein Selbstläufer. Um 22.30 Uhr stand endlich fest: 70 Delegierte wollen „Konni“ als Parteivorsitzenden, 44 entschieden sich für die UB-Ost-Favoritin Angelika Pensky.

„Ein Achtungserfolg“, nickten sich die Genossen und Genossinnen zu. „Die Jüngeren sehen ihre Unerfahrenheit eben eher als Vorteil“, so eine ältere Delegierte am Rande, „aber der Konni kann die Leute besser zusammenhalten“. Der Stand des Duells: Pensky hat in Ost gewonnen, Kunick in Nord. Am Dienstag stellen sich beide den Delegierten in Bremerhaven, und am 20. März entscheidet dann der sozialdemokratische Landesparteitag.

Deutlich wurden die Unterschiede in den beiden Vorstellungsreden: Kunick, rhetorisch gewandt, bot allerlei Bilder an, malte die SPD gar als Luftschiff (mit „Hauswärme“). Er will die SPD wieder stärker zur Partei für die Sorgen der kleinen Leute machen. Deswegen dürfe man nicht nur über Lokalpolitik streiten, sondern müsse als Partei dafür sorgen, daß auch in der Bundespolitik die „richtigen Themen“ Vorrang hätten. Dazu zählt er Stahl, Pflegeversicherung, Ergänzungsabgabe für Besserverdienende.

So sehr Kunick auf Bundespolitik abgehoben hatte, so sehr sprach Pensky aus der Beiratsposition. Hatte Kunick gedröhnt „Wir müssen raus aus dem Selbstzweifel“, mahnte sie an, endlich der Parteiverdrossenheit zu begegnen. Ran an die Basis der Bevölkerung, scheint ihre Devise zu sein. Damit verbunden: weniger BerufspolitikerInnen, mehr Ehrenamtliche. Vernehmliches Murren, aber auch Beifall, als Angelika Pensky fordert: „Wir müssen unsere gewählten Mandatsträger wieder zurückholen, sie müssen Rede und Antwort stehen.“

Lang zog sich die Aussprache hin, da mancher Delegierte die Gelegenheit weniger für Fragen als für grundsätzliche Statements nutzte. Und die gingen querbeet. Die Wunschliste ist langnund bunt: Einer wünschte sich einen Kummerkasten für Parteimitglieder, ein anderer wollte wissen „wie haltet ihr es mit dem § 218?“ und der dritte wollte ein Bosnien-Diskussion.

Mehrmals mußte das UB-Präsidium mehr Aufmerksamkeit fordern. Erst eine Fragezeitbegrenzung auf drei Minuten brachte etwas Zug in die Veranstaltung. Kunick antwortete griffig und knapp. Zur Frage nach Parteierneuerung fiel ihm aber auch nicht viel mehr ein als die Stichworte „Betriebsgruppen fördern“ und „Urwahl“. Pensky verzettelte sich dagegen eher, holte aus zum bundespolitischen Rundumschlag und nahm sich auch noch des Problems der leeren Pateikasse an: Dann müßten eben die Mitglieder wieder selbst die Briefe austragen — eine gute Gelegenheit, um mit der Basis zu reden. Christine Holch