Eierhagel gegen Krupp-Chef Cromme

■ Weitere Stahlkocherproteste/ Rheinhausener „unterbrechen“ Streik

Bochum (taz) – Die Proteste der Stahlarbeiter des fusionierten Krupp-Hoesch-Konzerns gingen gestern unvermindert weiter. In Bochum, wo die Aufsichtsräte der Krupp-Hoesch Stahlgesellschaften tagten, protestierten etwa 1.500 Menschen aus Rheinhausen, Dortmund, Hagen und Siegen gegen den vom Vorstand vorgesehenen Arbeitsplatzabbau. Als der oberste Konzernchef Gerhard Cromme, im letzten Jahr noch zum Manager des Jahres gekürt, zu den aufgebrachten Demonstranten sprechen wollte, ging ein Eierhagel auf ihn nieder. Polizeibeamte wehrten die meisten der glibbeligen Wurfgeschosse mit ihren Schildern ab. Cromme verteidigte erneut die Schließung des Rheinhausener Hüttenwerkes. Zwar sei Rheinhausen, so Cromme, „kostengünstiger“ als der Hoesch- Standort in Dortmund, aber in Rheinhausen müsse man 100–150 Millionen Mark zusätzlich investieren, und der Umstellungsprozeß nehme mindestens 12–15 Monate in Anspruch. So viel Zeit hat der überschuldete Stahlkonzern offenbar nicht mehr. Zu den Perspektiven der vom Arbeitsplatzabbau bedrohten Stahlkocher sagte der Konzernchef: „Wir werden uns um jeden einzelnen kümmern, mit jedem einzelnen überlegen, was passieren kann.“ Wenn aus Bonn und Brüssel entsprechende Gelder flössen, gebe es „auch die Hoffnung“, den Arbeitsplatzabbau „sozialverträglich“ hinzukriegen. Die angesprochenen Stahlkocher reagierten mit Hohngelächter und „Lügner“-Rufen. Auch Crommes Spezialangebot an die Rheinhausener, „wir sollten eine Kommission gründen“, stieß auf wenig Gegenliebe. Dieser Kommission, der Vertreter der Werksspitze, Abgesandte der Stadt, Gewerkschafter und Betriebsräte angehören sollen, wolle er sich selbst auch zur Verfügung stellen, um die Schließung zu bewältigen und Neues zu schaffen. Am Ende versprach Cromme, daß der Konzern die alte Zusage, in Rheinhausen dauerhaft 1.500 Arbeitsplätze zu halten bzw. neu zu schaffen, erfüllen werde.

Die Rheinhausener Stahlkocher haben gestern nachmittag ihren Streik „unterbrochen“. Wahrscheinlich, so hieß es kurz vor der Belegschaftsversammlung am Nachmittag, werde man die Stahlbrammen aber nicht verladen, sondern auf Halde legen. J.S.

Bundestag zu Stahl

Bonn (AP) – Die SPD-Opposition forderte die Bundesregierung angesichts der Stahlkrise auf, den „Montanstandort Deutschland“ zu stabilisieren. Wirtschaftsminister Rexrodt sagte alle Unterstützung zur Lösung der Probleme zu, lehnte jedoch eine von der SPD verlangte nationale Stahlkonferenz als „Alibiveranstaltung“ ab. Die Regierung werde Ersatzarbeitsplätze in zukunftsorientierten Industrien schaffen helfen.