"Runde läuft hinterher"

■ Private Pflegedienste gegen SPD-Senator: Nur unwesentliche Gespräche

gegen SPD-Senator: Nur unwesentliche Gespräche

Die privaten Anbieter im ambulanten Pflegebereich wehren sich gegen Äußerungen von Hamburgs Sozialsenator Ortwin Runde. Dieser hatte vor einer Woche ein Papier zur Neuordnung der ambulanten Pflege vorgestellt und dabei gesagt: „Die privaten Anbieter sehen den Pflegebereich als Markt mit steigenden Verdienstmöglichkeiten.“

In einer Stellungnahme des Landesverbands ambulanter Pflegedienste Hamburg e.V. heißt es dazu: „Tatsache ist, daß zumindest die seriösen privaten Anbieter von Pflegeleistungen in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind.“ Siegfried Schmidt zum Beispiel, selber Pflegedienst-Unternehmer, hat einen Stundenlohn von rund 19 Mark. „Eine Schwester im Krankenhaus bekommt heute schon 23 Mark.“

Schmidt räumt zwar ein, daß die Pflegequalität auch bei den privaten Anbietern oft zu wünschen übrig läßt. Aber die Verantwortung hierfür liege bei der Behörde: „Runde läßt in Hamburg alle Anbieter zu. Es gibt keine Zulassungsbeschränkung.“ Der Landesverband ambulanter Pflegedienste bemüht sich bereits seit 1988 vergeblich um eine Rahmenvereinbarung mit der Behörde, „die insbesondere auch Leistungskontrollen vorsieht“. Genau das, was Runde jetzt vorschlägt. „Herr Runde läuft der Zeit hinterher“, meint Schmidt.

Der Landesverband wirft der Behörde insbesondere unflexibles Denken vor. „Das Konzept der Sozialstationen von 1979 ist eindeutig gescheitert.“ Die Privaten haben heute einen Marktanteil von 52 Prozent. „Aber uns wird vorgehalten, wir wecken bei den Patienten Bedürfnisse.“ Sauber und still sollten die Betreuten nach Auffassung von Runde wohl sein. Schmidt hält dagegen: „Die alten Menschen haben sich in ihrem Leben ein Recht auf Pflege erarbeitet.“

Die GAL plant zu diesem Thema im April eine Konferenz — erstmals mit allen Beteiligten. Eine Lösung des Konfliktes wird aber wohl noch lange auf sich warten lassen.

Torsten Schubert