Greenpeace-Protest gegen Dioxin-Export

■ Hochgiftiger Boehringer-Müll soll in Wales verbrannt werden / Umweltschützer warnen: Sicherheit nicht gewährleistet

soll in Wales verbrannt werden/ Umweltschützer warnen: Sicherheit nicht gewährleistet

Gegen den geplanten Export dioxin-haltiger Abfälle der Firma Boehringer aus Hamburg nach Wales protestierte am Freitag die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Sprecherin in London forderte die zuständige Umweltbehörde in Hamburg auf, keinesfalls die Ausfuhr von 1400 Tonnen Boehringer-Giftmüll nach Großbritannien zuzulassen. „Die Deutschen sollten ihre Verantwortung zur Beseitigung gefährlicher Stoffe im eigenen Land wahrnehmen“.

Die zum Export bestimmten, meist flüssigen Abfälle, die seit 1984 auf dem ehemaligen Firmengelände in Billbrook lagern, sind hochgiftig. Die in rotten Fässern lagernden 1000 Tonnen Chlorbenzole sollen nach Informationen der taz insgesamt bis zu drei Kilo Dioxine enthalten. 50 Tonnen Aktivkohle-Filter sind danach vollgesogen mit mehr als 70 Kilogramm Lindan. An den britischen Umweltminister appellierte Greenpeace, den hochgiftigen Abfall nicht ins Land zu lassen. Die Verbrennungsanlage Rechem in Wales sei nicht geeignet für die Vernichtung.

Nach Angaben der Hamburger Umweltbehörde hat Boehringer bereits im vergangenen Sommer einen Antrag auf Transportgenehmigung für Produktionsrückstände gestellt. Seitdem habe es immer wieder Versuche gegeben, so Behördensprecher Kai Fabig, den Müll im Bundesgebiet vernichten zu lassen. Ausgerüstet für die Verbrennung dioxinhaltiger Abfälle ist unter anderem die Firma Bayer in Leverkusen. Offensichtlich will hierzulande kein Unternehmen das Risiko auf sich nehmen, Boehringer-Gifte zu verbrennen, aus Angst vor Anwohner-Protesten. „Wir haben Briefe rumgeschickt an alle in Frage kommenden Anlagen in Deutschland, die den Abfall verbrennen könnten, und warten jetzt auf die Antwort — das ist der letzte Versuch“, berichtete am Freitag Kai Fabig. Scheitert er, habe die Umweltbehörde keine Handhabe, den Giftmüll-Export zu verbieten. Innerhalb der EG könne die Genehmigung nicht verweigert werden. „Wir müssen dann genehmigen, darauf hat Boehringer einen Anspruch.“ Die Anlage in Wales müßten die dortigen Behörden kontrollieren, nicht die Hamburger, denn das wäre „Einmischung in die Belange eines anderen Landes“.

Rechem hat nach Angaben eines Sprechers der Anlage die Erlaubnis der zuständigen lokalen Behörden in Süd-Wales zur Verbrennung des Boehringer-Abfalls erhalten.

„Der Müll kommt nicht aus Hamburg raus“, kündigt Michael Krautter von der deutschen Greenpeace-Zentrale in Hamburg an. „Wir werden Widerstand leisten!“ Das Problem müsse in Deutschland gelöst werden. „Die Technik ist hier mit großer Sicherheit besser als in England.“ Vera Stadie