■ Standbild
: Affenbisse

„Nix is fix“, Donnerstag,

21.03 Uhr, ARD

Ach, was waren das früher für schöne Zeiten. Da brauchte sich irgendein Schlager-Fuzzi nur einmal eine Goldene erschluchzt zu haben, und schon durfte er sich in der ersten Reihe an einer sogenannten „Personality- Show“ versuchen. Schlichte Veranstaltungen zumeist, in denen der Künstler seine Erfolge zum besten gab und allenfalls noch eine liebe Kollegin zum Duett bat. Das Ganze nahm sich zwar saublöd aus, wußte aber doch durch ein frappierend schlichtes Konzept zu überzeugen. Heute reicht es längst nicht mehr, wenn da ein Sangesbruder sein Liedgut trällert, nein, gemäß des öffentlich-rechtlichen Anspruchs aufs Gehobene muß er sich gleich als Komiker mit ,kritischen‘ Untertönen verkaufen. Und sowas kann nirgendwo anders hingehen als voll in die Hose.

Nun kann man einem Reinhard Fendrich ja attestieren, daß seine Schlager mehr subtilen Hintersinn offenbaren als die eines Rex Gildo, aber zwischen seinen „Liedeln“ sollte der Wiener Sängerknabe hier auch noch rhetorische Kurzweil bieten. Und die war vorwiegend von jener Sorte, wie sie selbst im Karneval nur von einem mühsamen Tusch quittiert wird. Kostprobe: „Michael Jackson ist leider verhindert. Sein Schimpanse hat Erstkommunion.“ Dafür hatte sich aber Blödel-Veteran Frank Zander die Zeit genommen (war Gottlieb Wendehals auch verhindert?), um mit Fendrich im Duett (Selbst-)Kritisches zum Medienzeitalter kundzutun: „Wenn dich Millionen einmal gern sehn, ist es wurscht, ob du blöd bist oder gscheit.“ Als nicht minder symptomatisch für diesen halbherzigen Schwachsinn kam wahrhaftig eine Peter-Hofmann-Persiflage daher. Was, bitteschön, soll daran komisch sein, mit einer blonden Wuselperücke ein wandelndes Mißverständnis in Sachen Pop-Musik zu parodieren, das ohnehin von seiner eigenen Parodie nicht zu unterscheiden ist?

Was jenseits der gequälten Witzchen und ansehnlichen Hupfdohlen im Hintergrund von diesem Show-Versuch blieb, war ein Titel („Nix is fix“), der sich wohlwollend als volkstümelnde Reminiszenz an Jandl verbuchen ließe, ein vollends entstellter (Karl-Moik-Spezi) Hias in Bundfaltenhose, ein vergeudeter Jerry Lewis und ein Saalpublikum, das über sechzig Minuten vor Begeisterung kreischte, als sei es vom Affen gebissen worden. Aber wenn derart kritische Unterhaltung schon sein muß, dann doch lieber gleich „Die Gailtalerin“, oder der „Musikantenstadl“. Reinhard Lüke