Traummann im Hinterkopf

■ "Frauensolo" - über Solistinnen, die weiblichen Singles / Buch von Schmitz-Köster

Traummann im Hinterkopf

„Frauensolo“ — über Solistinnen, die weiblichen Singles / Buch von Schmitz-Köster

Singles, Alleinstehende, Ledige — Bezeichnungen für ein soziales Phänomen. In Bremen sind von 322.000 Haushalten inzwischen 133.500 Einpersonen-Haushalte, hat das statistischje Landesamt festgestellt, das sind 41 Prozent. Dorothee Schmitz-Köster, Bremer Journalistin, wirft mit ihrem neuen Buch „Frauensolo — Eine selbstbewußte Lebensform“ (Rowohlt) einen neuen Begriff für Menschen ohne feste Paarbeziehung in die Diskussion: Solisten oder besser: Solistinnen.

Denn Singles, so Schmitz-Köster bei der Vorstellung ihres Werkes in der Stadtbibliothek in der Neustadt, sind hauptsächlich weiblich. In zwei von drei Einpersonenhaushalten (von denen gibt es in Deutschland über sechs Millionen, Tendenz steigend) leben Frauen. Zwanzig Solistinnen hat die Autorin für ihr Buch interviewt, von der Studentin über die katholische Nonne bis zur Rentnerin. Unterschiedlich auch die Motivationen für das Solodasein; ob Trennungsfolge, Ruhe zwischen zwei Partnerschaften oder bewußte Entscheidung. Schmitz- Köster hat sie befragt über ihr Leben, ihren Alltag, ihre Wünsche und ihre Freuden.

Der größte Gewinn im Solo- Dasein ist für Frauen die Entlastung von traditionellen Rollenerwartungen, analysiert Dorothee Schmitz-Köster. Das eröffnet Handlungsfreiräume: „Solistinnen können alles tun, nur eins nicht: die alte Frauenrolle leben!“ Probleme gibt es nicht nur bei den Rahmenbedingungen des Single- Daseins wie Wohnungsmarkt und Rechtsprechung, sondern vor allem bei den Frauen selbst: Angst vor der eigenen Courage, Frust oder Überforderung. Die Autorin macht „Leerstellen“ aus, wenn es um Gefühle, Zärtlichkeit und Sexualität geht. Das scheint der Preis für ein selbstbestimmtes Leben der Frauen zu sein, doch gewarnt wurde vor der Ansicht, Ehefrauen ginge es in dieser Hinsicht besser. Wirklich sicher über einen Lebensentwurf als Single seien nur ganz wenige Frauen, so Schmitz- Köster. „Bei vielen Frauen geistert im Hinterkopf noch der Traummann herum — die intime, aufregende, bereichernde, gleichberechtigte, verläßliche, feste Beziehung.“

Die Lösung des Rechenrätsels, wie es bei ausgeglichener Mann- Frau-Relation mehr weibliche Singles geben kann, ohne männliche übrigzulassen: Frauen leben im Durchschnitt länger und in den Kriegsjahrgängen fehlen die Männer. Die wirkliche Solistin ist somit die Kriegerwitwe über siebzig. bpo