„Zoff 3“ stirbt den ABM-Tod

„Zukunftsoffensive für Frauen“ wollte erstmals gegen latenten Rassismus in der Frauenbewegung zwanzig ABM-Stellen für ausländische Frauen und Immigrantinnen schaffen  ■ Von Karin Flothmann

Berlin. Was ambitioniert begann, fand mit dem Einfrieren aller Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen jetzt ein abruptes Ende: Die „Zukunftsoffensive für Frauen“, kurz Zoff, starb in ihrem dritten Durchlauf, in dem Projektarbeitsplätze für Immigrantinnen und ausländische Frauen geschaffen werden sollten, sang- und klanglos den ABM-Tod. Dabei hätte Zoff3 erstmals in der Geschichte der Berliner Frauenprojekte-Szene dem latenten Rassismus in der Frauenbewegung Rechnung getragen.

Initiiert wurde Zoff 1989 vom Arbeitskreis autonomer Frauenprojekte. Seither arbeiteten mehr als 40 Frauen auf ABM-Stellen für zwei Jahre als Projektmanagerinnen oder innerhalb von Forschung und Dokumentation in Berliner Frauenprojekten und nahmen parallel an der berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung teil.

Nachdem bisher jedoch überwiegend weiße, deutsche Frauen in den Genuß eines Projekt-Arbeitsplatzes gekommen waren, regte sich im vergangenen Jahr der Unmut bei Immigrantinnen und ausländischen Frauen. Insgesamt achtzehn Berliner Frauenprojekte taten sich daher zusammen, um im Rahmen von Zoff3 zwanzig qualifizierte Arbeitsplätze für Immigrantinnen zu schaffen.

Eine Umfrage, die auf Initiative des Treff- und Informationsortes für türkische Frauen (TIO) in Frauenprojekten durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, daß Immigrantinnen vorrangig dort mitarbeiten, wo es um ihre Belange geht, beispielsweise bei TIO oder dem Gesundheitsprojekt Arkasu. In Projekten der autonomen Frauenbewegung sitzen weiße Deutsche auf den gut bezahlten Stellen. Ausländerinnen jobben, wie im Rest der bundesdeutschen Gesellschaft, auch in Projekten in erster Linie als Putzfrau oder Aushilfe. Der qualifizierte Arbeitsplatz im Rahmen von Zoff3, zugeschnitten auf ausländische Akademikerinnen, sollte schon im Vorfeld Ungleichheiten zwischen weißen, deutschen Projektmitarbeiterinnen und Immigrantinnen verhindern.

Schon innerhalb des Arbeitskreises autonomer Frauenprojekte war die Forderung einiger Immigrantinnen nach ethnischer Quotierung innerhalb der Frauenprojekte auf massiven Widerstand und Protest gestoßen. Nur wenige von weißen Deutschen ins Leben gerufene Arbeitszusammenhänge, wie beispielsweise der Orlanda-Frauenverlag, praktizieren die bevorzugte Einstellung von Frauen anderer ethnischer Herkunft tatsächlich. Innerhalb der Frauenbewegung halten sich ansonsten hartnäckig die alten Vorurteile, weiß Karin Heinrich von TIO zu berichten. „Wenn die Projektefrauen sehen, daß man auch mit Immigrantinnen ganz normal zusammenarbeiten kann, daß Türkinnen, die hier mittlerweile in der dritten Generation leben, schreiben können und nicht nur gebrochen Deutsch sprechen, dann“, so hofft sie, „brechen auch diese Vorurteile innerhalb der Frauenbewegung vielleicht auf.“

Fahime Pourilyaee von der „Autonomen Iranischen Frauenbewegung“ in Berlin erhoffte sich von der Maßnahme mehr. Immigrantinnen in deutschen Frauenprojekten könnten ihrer Meinung nach die herrschenden Projektstrukturen verändern. Immerhin richtet sich das Gros der Projekte auch inhaltlich an die deutsche frauenbewegte Feministin.

Das Angebot für ausländische Frauen erschöpft sich in der Regel in Deutschkursen und Treffpunkten zum Kennenlernen. „Für weiße Frauen gibt es alles, für Immigrantinnen sind die Beratungsstellen da“, bilanziert Fahime Pourilyaee. Zu ihr und den anderen Mitarbeiterinnen der iranischen Initiative kommt eine ganze Palette ausländischer Frauen mit völlig unterschiedlichen Anliegen. Das reicht von behinderten oder alten Frauen bis hin zu Immigrantinnen auf der Suche nach Qualifikationsmöglichkeiten oder Flüchtlingsfrauen, die Schwierigkeiten haben, sich in Berlin zurechtzufinden.

Im Gegensatz zu den Lichterketten gegen Rassismus wollten die an Zoff3 beteiligten Projekte, darunter neben TIO und der „Autonomen Iranischen Frauenbewegung“, auch traditionell deutsche Projekte wie das Frauenkulturzentrum Begine, Wildwasser und das Feministische Frauengesundheitszentrum, ganz praktische Antirassismusarbeit leisten. „Eine Form, um schwarze Frauen nicht immer als Opfer zu sehen“, so Karin Heinrich, „ist eben, ihnen Arbeit zu geben, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“