Zur „Auswanderung“ aufgefordert

■ Prinz Sihanouk: UNO kann VietnamesInnen in Kambodscha nicht schützen

Bangkok/Phnom Penh (AFP) – „Die Situation in Kambodscha ist außer Kontrolle“, erklärte Prinz Sihanouk am Montag und appellierte an die der vietnamesischen Volksgruppe angehörenden Einwohner seines Landes, nach Vietnam auszuwandern. In Kambodscha könne nicht länger für ihre Sicherheit garantiert werden, so der Chef des Obersten Nationalrates in einer in Bangkok veröffentlichten Erklärung. Weder die UN- Übergangsverwaltung (Untac) noch er selbst seien in der Lage, die VietnamesInnen vor dem in Kambodscha herrschenden „antivietnamesischen Haß“ und „Blutdurst“ zu schützen, betonte er.

Er reagierte damit auf einen am Mittwoch mutmaßlich von Rebellen der Roten Khmer verübten Überfall auf ein Fischerdorf in der vergangenen Woche, bei dem 33 vietnamesische Fischer getötet worden waren. Ein UN-Sprecher in Phnom Penh hatte zuvor am Montag mitgeteilt, daß inzwischen Dutzende von vietnamesischen Familien aus dem Dorf am See Tonle Sap in der Provinz Siem Reap geflüchtet seien. Die Angreifer hatten am Mittwoch in dem Dorf wahllos mit Schnellfeuerwaffen auf Hausboote geschossen, in denen die Fischer lebten.

Die Regierung des benachbarten Laos verurteilte den Überfall und beschuldigte gleichfalls die Roten Khmer, dafür verantwortlich zu sein, wie die laotische Nachrichtenagentur KPL am Montag meldete. Das kommunistisch regierte Laos hat das Friedensabkommen für Kambodscha von 1991 mit unterzeichnet. Laos und Vietnam sind politisch eng verbündet.

Die Roten Khmer, deren Regime Anfang 1979 nach einer Invasion vietnamesischer Truppen gestürzt worden war, haben in der Vergangenheit immer wieder den Vorwurf erhoben, daß sich weiterhin vietnamesische Soldaten im Land aufhalten. Dies wird jedoch von der Regierung in Hanoi bestritten.

Der Chef der UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha (Untac), der Japaner Yasushi Akashi, hat indes erhebliche Mißerfolge seit Beginn der UN-Mission eingeräumt. Akashi erklärte am Montag in einer offiziellen Bilanz ein Jahr nach dem Arbeitsbeginn der UN- Verwaltung, nur wenige der angestrebten Ziele seien erreicht worden. Nicht gelungen seien besonders die Entwaffnung der Konfliktparteien, die Sicherung des Friedens und die Abhaltung von Wahlen für eine neue kambodschanische Regierung.

Akashi rief die UN-Mitarbeiter zugleich auf, „trotz dieser Rückschläge“ mit der Vorbereitung der nun für Mai geplanten Wahlen fortzufahren. Als Erfolge nannte Akashi die Rückehr von 370.000 kambodschanischen Flüchtlingen in ihr Heimatland und die Registrierung von 4,7 Millionen Wählern. Auch der Lebensstandard in Kambodscha sei seit der Stationierung der etwa 20.000 UN-Soldaten und Zivilmitarbeiter deutlich gestiegen. Akashi kritisierte die Weigerung der Roten Khmer, an den geplanten Wahlen teilzunehmen, aber auch das Verhalten der anderen kambodschanischen Parteien.