Soundcheck: Ice Cube / Shinehead

Gehört: Ice Cube. Dpa verbreitet zu den Auftritten von Ice Cube in Deutschland, bei Hip Hop handle es sich um „Rhythmus und Gebrüll“. Die Grundlage für die Behauptung bildet die Analyse des Ice Cube-Konzerts in Hamburg am Montag abend. Daß es für dpa bei diesem Rudiment-Eindruck blieb, liegt an der vermeintlich plastischer anmutenden Information, daß es bei Ice Cube-Konzerten schon Schlägereien und Verletzte gegeben hat. Was bei Guns‘n'Roses-Auftritten zur Konzertordnung gehört, ist nicht nur in Ice Cubes Fall ein Instrument zur Denunziation: Die Bereitschaft, von der sich im Publikum ereignenden Gewalt auf die entsprechende Motivation eines Rappers zu schließen, ist größer als bei einem Axl Rose, selbst wenn dieser schon zum militanten Vorgehen z.B. gegen Homosexuelle und asiatische Einwanderer gesungen hat. Ice Cube und ein Co-Rapper entertainten sich und die Anwesenden in der ausverkauften Großen Freiheit durch eine locker ausgesuchte und dezidiert vorgetragene Reihe an Songs, die von „Fuck The Police“ bis zu Songs vom aktuellen Predator-Album reichte. Großes Konzert: Partystimmung included. Dennoch: Krakelende Neonazis, die Ice Cubes Ansagen mit rassistischen Zwischenrufen beantworteten, gehören anscheinend neuerdings zu einem HipHop-Publikum, dem jede Unterscheidungsleistung abgeht. Kristof Schreuf

Heute abend: Shinehead. Hemmschwellen, etwa beim Covern von Gallert-Pop Marke Sting, kennt der HipPop-Reggae-Unterhalter nicht. Er will Spaß haben, machen und verkaufen und wenn ein bißchen „Unity“-Rufen dazugehört, bitte. Dennoch ist nicht erst seine neueste Platte Sidewalk University ein Produkt von ausgesuchter Klasse bei beigelegter Hyper-Individualität. Kann er toasten, toastet er, will er's singen lassen, läßt er's singen, soll's ein Hit werden, wird es das. Die Unbekümmertheit eines reflexionsarmen Selbstbewußtseins gestattet es ihm, die Jubel-Tugenden der 80er mit dem musikalisch- technischen Standard heute zu verkneten, so daß es gefällt. tlb

Markthalle, 21 Uhr