No good piss

■ „Creaming Jesus“ im Römer / eine Egal-Kombo aus Nord-England

Kurz war's. Gerade mal 45 Minuten nahmen sich die sechs Londoner von Creaming Jesus Zeit, ihr Publikum im „Römer“ zu unterhalten. In anderen Zahlen: 1 Mark Eintritt für 3 Minuten Musik.

Sechs Musiker auf der kleinen Club-Bühne, da wurde es eng, zumal die Band mit dem anti- christlichen Sendungsbewußtsein unbedingt mit zwei Drummern spielen mußte. Roy, der Schlagzeuger mit ewig-ironischen Blick, weiß auf das „Warum“ gleich zwei Antworten: „It's a good piss and it looks good.“ Das mit dem gut aussehen mag auf einer größeren Bühne stimmen, der spielerische Spaß vermittelte sich kaum. Meistens droschen Roy und sein Kollege Roger recht einfallslos und vor allem gleichförmig auf ihren Geräten herum.

Ein Blut-, Tod- und Gewalt- Ruf eilte den Engländern voraus, irgendetwas haben sie offensichtlich auch gegen die christliche Kirche. Den mehr geschrieenen denn gesungenen Texten war das allerdings nicht zu entnehmen. Frontmann Andy, mit stechendem Blick ausgestattet, einer Vorzeigeglatze und arschlangem Dread-Lock-Zopf, gab sich zwar in der Kürze der Zeit alle Mühe, recht brutal zu erscheinen. Aber das haben in Bremen andere schon überzeugender hingekriegt.

Kurz waren auch die meisten Songs. Gar nicht schlecht, zumal Andy-Boy am Mikro zuweilen recht bizarre Töne aus der Kehle quetschte. Nett war sein Reeperbahn-Song. Da erklärte er wie weiland Alex Harvey bei seinem „Action Strasse“ wo Hamburg liegt.

Creaming Jesus ist eine Kollektiv-Kombo, vom Spielvermögen mochte sich niemand herausheben. Eine grundsolide Cross-Over-Formation eben, im Grenzbereich von Punk und Metal, aber immer in der Tradition des guten alten Rock– n–Roll.

Und da das Publikum nach Ende des Gigs keine erkennbaren Anstalten machte, die sechs zurückzupfeifen, waren's wohl alle zufrieden. Cool J.F.