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Öko Li – die „langweilige Kaderpartei“

■ Gründungsmitglieder verlassen in Scharen das Parteiprojekt von Jutta Ditfurth

Frankfurt/Main (taz) – „Knapp zwei Jahre nach Gründung der Ökologischen Linken (Öko Li) muß festgestellt werden, daß der Versuch einer Organisation der undogmatischen, radikalen und ökologischen Linken kläglich gescheitert ist.“ Mit dieser Erklärung verabschiedeten sich insgesamt sieben führende Mitglieder – darunter (fast) der gesamte SprecherInnenrat des Landesverbandes Hessen und der komplette Kreisverband Marburg – nach dem Bundesparteitag am Wochenende in Göttingen aus der Partei. Die in Hessen als Gruppe Öko Lin X bei den Kommunalwahlen am 7. März in Frankfurt angetretene und von Jutta Ditfurth angeführte Liste aus Ex-Grünen und PDS-Mitgliedern hatte mit 1,4 Prozent der WählerInnenstimmen eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen.

Heidi Lankisch aus Wiesbaden, die wie Manon Tuckfeld und Jens Christian Müller die Austrittserklärung gezeichnet hat, meint, daß Öko Li dabei sei, eine „langweilige Kaderpartei mit stalinistischen Strukturen“ zu werden. Entgegen allem Gerede von der Basisdemokratie habe die „Parteiführungsoligarchie“ um Jutta Ditfurth, Manfred Zieran und Jan Kuhnert eine „strikte Hierarchisierung“ durchgesetzt und jede Kritik „gnadenlos abgewürgt“. Selbst die Gutwilligsten seien vergrault worden, wie etwa kritische Christen durch die vorformulierte Präambel im Programm, wonach alle Religionen auf das heftigste zu bekämpfen seien. Zarteste Formulierungskorrekturen – so die von den Christen vorgeschlagene Änderung, daß alle religiösen Institutionen zu bekämpfen seien – seien als „blöd“ abgelehnt worden. Mittlerweile, so die Gruppe um Lankisch und Tuckfeld, habe Öko Li wegen der „systematischen Abspaltungspolitik“ weniger Mitglieder als zu Gründerzeiten – unter 200. Das Fazit der Ausgetretenen: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ kpk

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