Engholm haut es immer wieder „von den Beinen“

■ Staatskanzlei behauptet, von der neuerlichen Nilius-Offenbarung völlig überrascht zu sein

Kiel (dpa/AP) – Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hat mit Empörung auf das Geständnis des früheren Kieler SPD-Pressesprechers Klaus Nilius reagiert, vor dem Barschel-Untersuchungsausschuß gelogen zu haben. „Da hat Nilius richtiggehend Mist gebaut“, sagte Engholm am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Er habe von dem Nilius-Bekenntnis am Montag nachmittag im Auto erfahren. „Das haut einen immer von den Beinen.“ Nilius werde sich nun vor dem zweiten Untersuchungsausschuß zur „Schubladen-Affäre“ rechtfertigen müssen.

Auf die Frage, ob die Enthüllung seinem Ansehen als Kanzlerkandidat schade, sagte Engholm: „Die Falschaussage einer Person kann einen anderen nicht beschädigen.“ Der Ministerpräsident betonte, er selbst habe seinen damaligen Aussagen vor dem Barschel-Untersuchungsausschuß „nichts hinzuzufügen“. „Meine Geschichte ist vor dem Untersuchungsausschuß abgeschlossen worden.“ Der frühere SPD-Sprecher hatte in einem am Montag in Kiel verbreiteten Brief erstmals zugegeben, daß er die Kontakte zur Schlüsselfigur der Barschel-Regierung entgegen seiner Aussage im Untersuchungsausschuß doch für den SPD-Wahlkampf genutzt habe.

In einem Schreiben vom vergangenen Freitag an Engholm, die Kieler Landtagspräsidentin Ute Erdsiek-Rave und die Fraktionsvorsitzenden des Parlaments gibt Nilius unter anderem zu, er habe auf Bitten von Pfeiffer die Kontakte zum Spiegel hergestellt. Das Hamburger Nachrichtenmagazin hatte 1987 am Tag vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein über „schmutzige Tricks“ von Barschel berichtet. Ferner schrieb Nilius: „Entgegen meinen damaligen Angaben vor dem Untersuchungsausschuß habe ich seinerzeit in Gesprächen mit Journalisten von meinem Wissen aus Gesprächen mit Herrn Pfeiffer Gebrauch gemacht und somit als Pressesprecher aktive Pressearbeit betrieben, damit die Affäre das Licht der Öffentlichkeit erblickt.“ Kommentar Seite 10