Die Umweltbehörde prüft

■ Nach den Unfällen bei Hoechst: Chemiefirmen gegen schärfere Kontrollen

gegen schärfere Kontrollen

„Tausend Auflagen müssen wir erfüllen, aber wenn was passiert, haben wir immer alleine schuld. Sauerei!“ Die Ankündigung der Hamburger Umweltbehörde, die Sicherheit der Chemieunternehmen in der Hansestadt genauer unter die Lupe zu nehmen, stößt manchem Betriebsleiter in den betroffenen Firmen sauer auf. Und das, obwohl die Behörde gelassen auf die jüngsten Giftunfälle bei den Frankfurter Hoechst-Werken reagiert. „Wir werden in der nächsten Woche beraten, ob bei Firmen noch Handlungsbedarfe anstehen“, so Behörden-Sprecher Kai Fabig.

Derzeit verschafft man sich dort einen Überblick über die Sicherheitsanalysen der Chemieunternehmen. Das Risiko eines großen Chemie-Unfalls, so Fabig, sei hier jedoch geringer als in der Rhein- Main-Region: „Die Unternehmen sind kleiner und produzieren nicht diese gefährlichen Chemikalien.“ Dennoch fallen auch hier 19 Chemiebetriebe unter die „Störfallverordnung“, weil sie mit „hochgiftigen oder krebserregenden Stoffen“ arbeiten. Acht Betriebe müssen Sicherheitsanalysen vorlegen, weil dort größere Mengen der giftigen Produkte anfallen.

Diese Analysen werden nun überprüft, und auch, ob in Hamburg weitere Betriebe stärker kontrolliert werden müssen. „Eine lückenlose Überwachung ist nicht drin“, wehrt Fabig ab, „dafür fehlt schlicht das Personal.“ Aber nicht nur aus diesem Grund wird die Umweltbehörde mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben. Mit viel Entgegenkommen kann sie bei den Firmen nicht rechnen. Nicht nur der Bundesverband der Chemischen Industrie lehnte die Forderung nach mehr staatlicher Kontrolle brüsk ab, auch in Hamburger Betrieben hält man die Sicherheitsvorkehrungen für ausreichend. „Zusätzliche Kontrollen bringen nichts, wir werden doch schon intensiv überwacht“, meint der Betriebsleiter der Firma Abshagen (Lacke und Kunstharze). Für die Überwachung seien außerdem auch die Betriebsräte zuständig.

Theoretisch ja, in der Praxis eher nein, meint die Hamburger IG Chemie dazu. Zwar existierten darüber zahlreiche Betriebsvereinbarungen, so Gewerkschaftssekretär Peter Störling. Ob die Betriebsräte aber deswegen auch ihre Kontrollaufgaben wahrnehmen könnten, sei fraglich. Hier müßten noch mehr Kontrollrechte erkämpft werden. Anders als IG-Chemie-Chef Hermann Rappe hält Störling verschärfte Kontrollen für erforderlich. „Darüber wird es in der IG Chemie sicher noch Diskussionen geben.“ sako