Wie die Schuljungen

Bremen ist Spitze — was die Gewalt gegen Frauen angeht, und die gewählten Volksvertreter betreiben im Parlament Ursachenforschung. Es sei der Verlust der Werte, wettern die einen und beschwören die Familie als Hort der trauten Gewaltlosigkeit. Die anderen jonglieren so lange mit Zahlen, bis die Daten im Nebel verschwinden. Wenn dann noch das unvermeidliche Parteiengezänk hinzukommt, sind die Schuldigen schnell gefunden: Die Feministinnen, die Medien, der Sexualkundeunterricht — und sogar die arme Polizeistatistik wird schließlich der Lüge bezichtigt.

Selten hat eine gewählte Volksvertretung die Gelegenheit, über das Gewaltverhältnis der Geschlechter zu diskutieren und noch seltener zeigen sich die Herren Volksvertreter einer solchen Diskussion gewachsen. So auch gestern: Nicht nur die auf den hinteren Bänken bölkten dazwischen wie die Schuljungen, während die Abgeordnete am Rednerpult die Gewalt in der Ehe anprangerte: „Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?“

Die Diskussion über Gewalt gegen Frauen müßte eigentlich unter Männern geführt werden, schließlich seien sie die Gewalttäter forderte eine der Rednerinnen. Welche Männer?? Diemut Roether