Bremer an sich sind ungefährlich

■ Erkenntnisse aus der Bürgerschaftsdebatte um Gewalt gegen Frauen

Die Debatte über Kriminalität gegen Frauen in Bremen hat jetzt auch die Bürgerschaft erreicht. Erbost verwahrte sich Innensenator van Nispen gegen das Bild von der „Horrorstadt“ Bremen, das die Rednerinnen von CDU und DVU vor ihm gezeichnet hätten und mahnte: „Die Frauen haben eine sachliche Diskussion verdient.“ „Das Thema bewegt mich“, sagte van Nispen und verteidigte seine These, Bremen habe nur deswegen einen traurigen Spitzenplatz in der Gewaltstatistik, weil die Frauen, ermutigt durch speziell ausgebildete Polizei-Beamte und ein Sonderdezernat bei der Staatsanwaltschaft häufiger Anzeige erstatteten als in anderen Städten. Allein 36 Vergewaltigungen 1991 seien von drogensüchtigen Prostituierten angezeigt worden.

Die Grüne Abgeordnete Marie-Luise Beck warnte, der Ruf nach mehr Polizei dürfe nicht die Antwort auf die alarmierende Polizeistatistik sein. Die Mehrzahl der Vergewaltigungen geschähe nicht auf der Straße, sondern im privaten Raum. Nach einem kleinen Exkurs über patriarchale Verhältnisse und Giftmörderinnen nannte sie es eine „unglaubliche Einschränkung, wenn Frauen über 40 abends das Haus nicht mehr verlassen. Frauensenatorin Uhl nahm, ähnlich wie ihr Kollege van Nispen, die Bremer Männer in Schutz: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Bremer Mann Frauen gegenüber gewalttätiger sein soll als der Essener Mann.“

CDU-Politikerin Elisabeth Motschmann schließlich schimpfte auf die „feministische Männerschelte“ der AmpelpolitikerInnen und hatte die Schuldigen für die gestiegene Gewaltbereitschaft gegen Frauen schnell gefunden: „Die Ideologen, die die sexuelle Ehtik und die ethischen Normen zerstört haben“, namentlich nannte die Pfarrersfrau den Bremer Sozialwissenschaftler Gerhardt Amendt.

Nachdem sich die RednerInnen in trauter Gegenseitigkeit der Niveaulosigkeit geziehen hatten, wurde der Antrag der Ampelkoalition, unter Federführung des Frauenressorts eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe einzusetzen, die geeignete Maßnahmen für die Sicherheit von Frauen vorschlagen soll, mehrheitlich angenommen. Außerdem soll ein Kriminalitätsatlas erstellt werden, der Hinweise auf mögliche besonders gefährliche Örtlichkeiten für Frauen geben kann, und die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und Hilfsorganistaionen für die Gewaltopfer verbessert werden. dir